Es war mal wieder einer dieser Tage. Wenn schon verlieren, dann krachend scheint das rot-weisse Credo zu sein. Praktisch seit seiner Amtsübernahme leistete sich Waldemar Wrobels Team immer wieder mal unerfreuliche Blackouts. Zuletzt ein 1:5 in Siegen, in der Vorsaison mitunter deutliche Niederlagen in der Liga, vier Gegentore in Testspielen gegen Erkenschwick oder Wülfrath.
Das neue Wülfrath heißt Velbert. Beim ortsansässigen Sportclub, der sich eine Liga mit der Essener U23 teilt, setzte es am Dienstag eine 0:3 (0:0)-Niederlage. Und machte damit aus einer besseren Trainingseinheit ein Diskussionsthema. Trainer Waldemar Wrobel jedenfalls hat eine Menge Gesprächsbedarf. Sein Fazit: „Desolat, blamabel, indiskutabel. Wir haben zweimal aufs Tor geschossen und waren mit dem Ergebnis noch gut bedient.“ Das bekamen auch die Spieler zu spüren. Böse sei er seinen Jungs zwar nicht, doch im Streit muss das mitunter nichts Gutes heißen. Im Nachsatz wird der Coach nämlich deutlich: Er habe seinen Spielern klar gemacht, dass er sich eine solche Vorstellung nicht öfter bieten lassen werde. Konsequenzen müssen gar nicht erst angedroht werden. Jeder Spieler wird wissen, was die Stunde geschlagen hat.
Dabei wäre es leicht gewesen, sich die Standpauke zu ersparen. „Wenn man in einem Formel-1-Auto gegen Tourenwagen antritt, muss man gar nicht Vollgas geben, sondern nur eine normale, ausreichende Leistung. Wir sind aber rückwärts gefahren. Ich habe keine Wunderdinge erwartet, sondern das, was jeder Arbeitgeber einfordert.“ Das ließe sich auch mit der langen Spielpause, schlechten Trainings- und Wetterbedingungen nicht entschuldigen. „Klar guckt keiner raus und denkt: Boah, geil! Aber das macht einen guten Spieler aus, dass er auch in solchen Situationen seine Leistung abruft“, meint Wrobel. Ausreden verboten: „Ja-aber-Mentalität ist Alibismus.“ Und die lässt der Polizist nicht gelten.
Für den kommenden Sonntag ist also Wiedergutmachung angesagt. Beim Tabellenletzten aus Düsseldorf lässt Wrobel erst recht keine Ausreden gelten. Es zählt nur ein Sieg. „Die Tabelle lügt nicht“, sagt Wrobel.
Dass Teams wie Lotte oder der FC Schalke II in der Zwischenzeit schon gepunktet haben, setze die Essener aber mitnichten unter Druck. Andernfalls hätte das Ganze ja wieder etwas von Anspruchsdenken – und da hört bei Wrobel der Spaß auf. „Zu den Topfavoriten der Liga zählen wir nicht. Und ich wähle da bewusst die Pluralform“, unterstreicht der Trainer.
Gleichwohl räumt er ein, dass Rot-Weiss trotz der Niederlage gegen Verl noch immer in einer Tabellensituation sei, die alles möglich mache. „Aber wir sind sicherlich nicht das Maß der Dinge.“ Zumindest am Sonntag aber muss sich sein Team durchaus Topfavorit nennen lassen.