Zwar wird Candan, der am Schambein verletzt ist, nicht mitwirken können, doch auch wenn er nur auf der Tribüne sitzt, wird es ein besonderes Erlebnis für ihn sein.
Kunkel: „Er hat mehr Tore als Spiele gemacht“
Der 23-Jährige wechselte im Sommer aus dem Ruhrgebiet ins Rheinland und hatte zuvor, trotz des Oberhausener Doppelabstiegs, zwei erfolgreiche Jahre bei Rot-Weiß gespielt. „Er hat unter mir mehr Tore als Spiele gemacht. Fatih ist ein Angreifer, der vieles mitbringt. Er ist unheimlich trickreich und schussstark. Ich hätte ihn gerne wieder bei mir“, ist RWO-Trainer Peter Kunkel voll des Lobes. Warum der 57-jährige Ex-Profi den gebürtigen Bottroper nur zu gerne in seinen Reihen hätte, ist schnell belegt: Im Trikot mit dem Kleeblatt auf der Brust erzielte Candan in 64 Spielen 44 (!) Tore.
Ein Pfostenschuss, der immer in Erinnerung bleibt
Kurios: Dem Deutsch-Türken sind weniger seine Treffer für RWO in Erinnerung geblieben, als vielmehr ein Pfostenschuss. „Am 1. Oktober 2011 durfte ich meine ersten Minuten im Profiteam absolvieren“, erinnert sich Candan an sein vierminütiges Drittliga-Debüt beim VfB Stuttgart (1:1). Nur vier Tage später sollte der Torschützenkönig (30 Buden) der Niederrheinliga-Saison 2011 /2012 auf der Bielefelder Alm zum Einsatz kommen – diesmal über 27 Minuten. „Es stand 0:2 und ich habe eine dicke Chance verballert und nur den Pfosten getroffen. Das war im Nachhinein sehr bitter und wurmt mich heute sogar noch. Leider ist es mir nicht vergönnt gewesen, in meinen sechs Drittliga-Spielen zu treffen“, sagt Candan. Bei insgesamt nur 258 Spielminuten muss sich Candan aber nicht schämen, dass er in Liga drei (noch) nicht knipsen konnte.
Denn mit der Kölner Viktoria ist er auf dem besten Weg in die Drittklassigkeit. Dabei war es alles andere als selbstverständlich, dass der Angreifer im vergangenen Sommer RWO verlassen hat. „Wenn wir dringeblieben wären, dann würde ich immer noch in Oberhausen sein. Hundertprozentig! Auch nach dem Abstieg hätte ich mir ein Bleiben vorstellen können, aber das Angebot der Viktoria, mit all den Visionen des Vereins, war schon reizvoll“, erklärt Candan.
Nichtsdestotrotz wird dem Stürmer, der noch mit 18 Jahren für den Bottroper Kreisligisten VfR Ebel kickte, RWO immer in bester Erinnerung bleiben. Immerhin war es Oberhausens Sportlicher Leiter Frank Kontny, der das große Talent des Straßenfußballers Candan entdeckte und förderte. Der Dribbelkünstler schoss sich mit 23 Toren (in 47 Spielen) für die Turngemeinde Essen-West in Kontnys Notizblock. „RWO II hat damals mit der Turngemeinde in der Landesliga gespielt, so hat Frank Kontny mich immer wieder beobachtet“, erklärt Candan.
Budenzauber á la Candan: Torschützenkönig und bester Spieler
Wie es schließlich zum Wechsel von der Haedenkampstraße von Essen-West an die Lindnerstraße kam, verrät der lebensfrohe Offensivspieler ebenfalls: „Im Winter habe ich bei den Hallenmeisterschaften in Essen gezaubert und wurde Torschützenkönig und noch zum besten Spieler des Turneirs gewählt. Da konnte Herr Kontny nicht mehr anders“, lacht Candan. Kurz danach fand dann ein Gespräch zwischen RWO und dem begehrten Landesliga-Torjäger statt – in einem Fast-Food-Restaurant. Candan erläutert: „Wir haben uns mit Frank Kontny bei McDonald‘s getroffen und alles besprochen. Er war unglaublich freundlich und überzeugend. Im Nachhinein habe ich Kontny und Peter Kunkel auch stets als super Menschen kennengelernt. Ich musste nicht lange überlegen. Ich wusste, dass Rot-Weiß Oberhausen eine große Chance für mich ist. Ich glaube, dass ich diese auch genutzt habe.“
In der Tat: Candan bewies in der abgelaufenen Hinserie, das er nicht nur in der Kreis-, Landes-, oder Niederrhheinliga treffen kann, sondern auch in der Regionalliga. 18 Spiele, sieben Tore, vier Assists, so lautet die Bilanz des Goalgetters im Trikot der Viktoria. „Das ich jetzt eine Schambeinentzündung auskurieren muss, passt mir überhaupt nicht in den Kram. Ich laufe nur von Arzt zu Arzt und niemand kann mir so richtig sagen, wann ich wieder fit bin. Ich muss aber weiter Geduld haben, dann komme ich noch stärker zurück.“