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SG Langenbochum
"Man wird auch Spiele verlieren"

SG Langenbochum: Interview mit Mike Kühn
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Die SG Langenbochum war in Kennerkreisen bislang eigentlich immer als einer der Abstiegskandidaten gehandelt worden. Doch jetzt scheint alles anders zu sein.

Die Gründe dafür waren sicherlich verschiedener Natur, aber das ist momentan sowieso kein Thema mehr, denn dieses Jahr hat die SG alle „Experten“ überrascht: 2:0 gegen den SSV Buer gewonnen, ebenso gegen den WSV Bochum mit 4:1, auf bemerkenswerte Art und Weise den VfB Günnigfeld mit 5:2 weggeputzt und, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, schlug man am 4.Spieltag auch noch Mengede mit 2:0. Seit Saisonstart sind erst ein paar Wochen vergangen und schon jetzt fragt man sich vielerorts, was diesen Wandel bei der SG hervorgerufen hat. Grund genug für RS, den Spielertrainer der SG, Mike Kühn auszufragen.

Herr Kühn, die SG hat mit ihrem traumhaften Start in die Saison jeden überrascht, der sich in den letzten Jahren ein wenig mit der Liga befasst hat; was ist da im Verein vorgefallen, dass es auf einmal so rund läuft?

Wahrscheinlich läuft es bisher auch deshalb so gut, weil ich es bei der SG das erste Mal hinbekommen habe, dass sich die Leute auch wirklich mit dem Verein, für den sie spielen, identifizieren – denn auch, wenn es für mich das erste Trainerjahr ist, habe ich davor als Spieler ja auch schon eine Menge Erfahrung gesammelt, ich kenne den Fußball also von der Pike auf und weiß so in etwa, worauf es ankommt.

Und was sind das Ihrer Meinung nach für Dinge, auf die es ankommt?

Wir haben im Team zwar auch ein paar erfahrene Spieler, aber ich habe schon eine gewisse „alte Schule“ mit reingebracht, also dass man einfach Wert legt auf Dinge wie eine feste Hierarchie und eine klare Struktur. Die jungen Spieler sollen sich aber auf keinen Fall unterordnen, aber sie müssen uns halt zuhören, wenn wir etwas aus unserem Erfahrungsschatz an sie weitergeben. Was wir mit 70 Prozent Leistung bringen können, dafür braucht ein junger Spieler manchmal 120 Prozent.

Wie lässt sich das für Sie als Trainer, als der Sie in der Hierarchie ja ganz oben stehen, denn vereinbaren mit Ihrer Funktion als Spieler? Sind Sie dann auch auf dem Platz der unangefochtene Leader?

Ich habe auch schon im vergangenen Jahr die Kapitänsbinde getragen, sodass es mir jetzt nicht allzu schwer fiel, die Spitze der Hackordnung einzunehmen. Eigentlich wollte ich jetzt auch schon gar nicht mehr spielen, weil der eine oder andere im Kader ist, der meine Position spielen könnte. Aber die meisten Spieler sind halt noch jung und dann fehlt es ihnen einfach ein wenig an Erfahrung. Aber auch wenn ich als Trainer uneingeschränkte Autorität habe, halte ich mich auf dem Platz weitestgehend zurück und habe die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt: Unser Torwart, Sascha Vitolins, dirigiert zusammen mit Marco Varenholz die Defensive, im zentralen Mittelfeld hat Mesut Karabacak das Sagen und im Angriff ist ebenfalls mit Jochen Kalender einer, der seinen jeweiligen Sturmpartner dann leitet.

Ist es jetzt also wirklich nur diese „echte“ Identifikation der Spieler mit dem Verein, der das Team jetzt so gut dastehen lässt?

Im Moment läuft alles wirklich sehr gut, aber das ist auch nicht mehr als eine Momentaufnahme. Letztes Jahr hatten wir eine sehr schwierige Situation, zeitweise waren nur eine Handvoll Spieler im Training, da war einfach keine Arbeit möglich. Diese Saison habe ich gesagt, dass wir es doch nutzen sollten, wenn wir in der Jugend auch ein paar Spieler haben, die was können und vor allem noch was erreichen wollen. Deswegen greift die Arbeit grade richtig gut, was sich eben auch in den Erfolgen zeigt. Wir orientieren uns auch überhaupt nicht am Gegner – im Freundschaftsspiel gegen RWE haben wir zum Beispiel in der ersten Halbzeit sogar schon fast auf einer Ebene gespielt – aber man kann dann schon auch mal sehen, dass wir noch grün hinter den Ohren sind. RWE hat in der Halbzeit komplett ausgewechselt und diese Umstellung haben wir dann nicht geschafft, sodass wir das Spiel dann noch ziemlich klar verloren haben.

Zurück zu Ihrer Spieler-Trainer-Doppelfunktion. Sie haben gesagt, dass Sie eigentlich schon gar nicht mehr spielen wollten – aber Sie stehen ja auch nicht in allen Spielen auf dem Platz. Was ist also das Konzept dahinter?

Mit meinem Einsatz als Spieler ist es so, dass ich wirklich nur noch spiele, solange ich das Gefühl habe, dass die Jungs ein bisschen Rückendeckung gebrauchen können – ich bin inzwischen schließlich auch schon 37 Jahre alt. Im Pokal spiele ich zum Beispiel nicht, und auch für die kommenden Spiele wird das, wie bisher schon, kurzfristig entschieden – die Jungs müssen mir aber auch zeigen, dass wir Alten uns wirklich auch auf sie verlassen können. Für uns ist der Gegner also eigentlich egal, weil wir eine so junge Mannschaft haben, dass wir im Grunde genommen gegen jeden gewinnen, aber auch verlieren können. Wir stellen uns auf niemanden ein, sondern machen einfach unser Ding. Das führt hoffentlich dazu, dass wir unseren eigenen Stil entwickeln und diesen dann auch sehr sicher spielen können.

Erwarten Sie also, dass es jetzt so weitergeht, oder plant man weiterhin lediglich mit dem Klassenerhalt?

Ich hoffe schon, dass es noch ein paar Wochen so weitergeht, aber man wird auch mal Spiele verlieren, das ist klar. Unser Ziel ist es, die jungen Spieler, die aus unserer A-Jugend kommen, an die Liga heranzuführen, sodass sie später auch woanders, also weiter oben spielen können. Ob das dann bei Langenbochum ist, oder bei einem größeren Verein, das können wir natürlich kaum beeinflussen. Der Verein sollte aber in jedem Fall davon profitieren.

Plant man bei Langenbochum also wirklich auch langfristig mit der Landesliga?

Aus der Landesliga will ja jeder raus, wir auch, aber das ist nicht unser Hauptziel. Ich muss auch als Trainer ja auch erst noch Erfahrung sammeln, deswegen geht es bei uns wirklich nur noch darum, den Jungs eine gute fußballerische Ausbildung zu geben. Dafür müssen aber sowohl der Verein als auch die Spieler Geduld haben, aber ich denke bei Langenbochum wird man uns die nötige Zeit zugestehen.

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