Wobei, da fangen auch schon die Unterschiede an: Bei der „Zaubermaus“ ging es Ende der 1990er Jahre um Millionen-Beträge, bei Nixdorff ums Abitur.
Denn die Sorge um die schulische Ausbildung gab den Ausschlag, warum der Innenverteidiger den Spaniern nach einem Probetraining im Sommer 2007 absagte. „Die Woche in Valencia war ganz schön, aber die Unterkunft war nicht wirklich angenehm. Da hätte ich nicht leben wollen“, sagt der 17-Jährige heute. Der Transfer, der schon mit einem großen Artikel in einer Lokalzeitung angekündigt worden war, platzte allerdings aus anderen Gründen. Der Spitzenklub bot dem Schüler einen Dreijahresvertrag, der wollte aber nur für eine Saison kommen.
„Alles andere hätte ich mit der Schule nicht vereinbaren können“, erklärt der Defensivakteur. In Spanien hat man schließlich schon nach zwölf Jahren das Abitur in der Tasche, und selbst an dem deutschen Gymnasium hätte Nixdorff 70 Prozent des Unterrichts in der ihm völlig fremden Sprache verfolgen müssen – und das kurz vorm Abschluss. „Das war für mich überhaupt kein Thema“, erklärt der Essener, der sich für Currywurst und gegen Paella entschied. Er wirkt dabei nicht so, als ob er den verpassten Schritt ins Ausland bereuen würde. Er weiß schließlich, wie wichtig eine gute Ausbildung sein kann.
Denn trotz seiner Jugend hatte er bereits einiges an Verletzungspech: Ein Mittelfußbruch und ein gebrochenes Brustbein wären ja schon schlimm genug gewesen, aber im Februar 2009 kam auch noch ein Kreuzbandanriss hinzu. „Es war ziemlich hart, so lange draußen zu sein“, bemerkt der Youngster. Gerade einmal zwei Kurzeinsätze für Bochums U19 stehen in seiner persönlichen Hinrundenbilanz.
Dass die Statistik demnächst aufgebessert wird, gilt jedoch als sicher. Zum einen, weil mit Julian Wolff (Meniskusriss) eine Stammkraft aus der Abwehrzentrale ausfällt, zum anderen, weil sich Nixdorff seiner alten Form nähert. „So langsam bin ich wieder bei 100 Prozent“, stellt der Jungspund fest.
Die hat der Zwölftklässler am Essener Don-Bosco-Gymnasium schon annähernd erreicht. Vor Kurzem gab es Zeugnisse, bei einem Schnitt von 1,7 wird er sich um seinen Abschluss keine Sorgen machen müssen. „Wenn ich wieder hundertprozentig fit werde, möchte ich Profi werden. Aber es hängt von so vielen verschiedenen Faktoren ab, dass man sich darauf nicht verlassen kann“, sagt Nixdorff.
Die realistische Einschätzung ist ungewöhnlich für einen Nachwuchskicker, ebenso wie sein Lieblingsfach: Geschichte. „Ich finde es sehr interessant, Dinge aus der Vergangenheit zu verstehen“, bemerkt Nixdorff. Mit einem Grinsen fügt er an: „Ich spiele so viel Fußball, da muss ich auch nicht noch in der Schule ständig Sport haben.“ Beruflich würde ihn womöglich „etwas in Richtung Eventmanagement, so wie mein Bruder es macht“, reizen.
Wenn die nächsten anderthalb Jahre in der A-Jugend für ihn optimal verlaufen, könnte er vielleicht doch noch damit Geld verdienen, Events der gegnerischen Offensivreihen zu unterbinden. Bis dahin hat der Arsenal-Fan einen Vertrag in Bochum, und dann wird er auch das Abi in der Tasche haben. Nixdorff spürt, dass er in allen Bereichen vor entscheidenden Momenten steht. Und, anders als in der Hinrunde, scheint nun auch sein Körper bereit zu sein, sich den Herausforderungen zu stellen. „Vielleicht ist es sogar möglich, in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft zu kommen“, hofft der Fan von Christoph Metzelder.
Das Ziel ist ihm viel näher als ein Schritt ins Ausland. Der Trainingsanzug vom FC Valencia hängt in seinem Schrank. „Es ist eine schöne Erinnerung“, sagt Nixdorff. Mehr auch nicht.