Als Flug 190 der XL Airways am Montag um 12.20 Uhr in der rumänischen Hauptstadt Bukarest gelandet war, entstieg der Maschine bei strahlendem Sonnenschein eine überaus entspannte Reisegruppe des VfB Stuttgart. In den vergangenen Wochen hatten die Schwaben zunehmend hilflos in den Seilen gehangen wie ein angeschlagener Boxer - doch der Befreiungsschlag am Samstag in der Bundesliga (3:0 bei Eintracht Frankfurt) hat Mienen und Stimmung schlagartig erhellt. "Das war genau das, war wir in unserer Situation gebraucht haben", sagte Sportvorstand Horst Heldt.
Mit einem geglückten Konter aus der Bedrängnis heraus ist es allerdings nicht getan, betont Trainer Markus Babbel, und deshalb fordert der Trainer gleich einen Wirkungstreffer in der Champions League: "Wir wollen eine Leistung zeigen wie am Samstag. Es ist eine großartige Performance gefragt, sonst haben wir in der Champions League nichts verloren."
Dies ist heute auch bitter nötig. Gegen Rumäniens Meister Unirea Urziceni (20.45 Uhr/live bei Sky) sollte der VfB gewinnen, will er nach dem 1:1 gegen die Glasgow Rangers zum Auftakt der "Königsklasse" nicht frühzeitig seine Chancen auf das Erreichen des Achtelfinales verspielen. Urziceni seinerseits unterlag im ersten Spiel dem FC Sevilla (0:2).
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Babbel scheint nach dem Sieg in der Bundesliga guten Mutes zu sein. Mit dem Wort "Krise", sagte er vor dem Abflug nach Rumänien, habe er nichts anfangen könnten. Doch in Frankfurt "war das wieder ein kleiner Schritt nach vorne", betonte er und stellte erstaunlich gelassen fest: "Ich habe gesehen, dass die Mannschaft am Leben ist."Alle Spieler hätten "funktioniert", und das mache ihn "zuversichtlich für die nächsten Spiele". Doch weil der VfB bisher selten in der Lage war, Erfolge zu bestätigen, äußert Babbel auch: "Dranbleiben, wir müssen dranbleiben."
Reisen ins europäische Ausland hätte sich der VfB allerdings zuletzt sparen können. Bei ihrer vorangegangenen Teilnahme an der Champions League vor zwei Jahren verloren die Stuttgarter alle drei Auswärtsspiele, von den vergangenen sieben Europapokal-Spielen auf des Gegners Platz siegten sie nur in einem. Allerdings gewannen die Schwaben in der Zwischenzeit das Qualifikations-Hinspiel für die "Königsklasse" beim FC Timisoara (2:0), der in der vergangenen Saison Tabellenzweiter hinter Urziceni war. Damals spielte noch Alexander Hleb mit - der Weißrusse wird aber auch in Bukarest fehlen.
In Bukarest? Urziceni, 17.500 Einwohner, liegt 55 Kilometer nordöstlich der rumänischen Hauptstadt in der Großen Walachei, das dortige Stadion (7000 Zuschauer) entspricht nicht den europäischen Standards. Ausweichquartier ist die Arena von Steaua, wo der Rasen eher einem Acker gleicht. Darüber hinaus droht ein "Geisterspiel" - Rumäniens Meister ist in der Haupstadt eher unbeliebt. Babbel hat die Mannschaft selbstverständlich beobachten lassen und er warnt: "Uns erwartet ein richtig harter Brocken. Das ist kein großer Name, aber eine sehr gute Mannschaft. Das ist keine Eintagsfliege."
In der Tat tummelt sich der FC Unirea nach acht Spieltagen schon wieder an der Spitze der rumänischen Liga. Dabei hatte der 1954 gegründete Verein noch bis vor drei Jahren nur unterklassig gespielt.
Erst 2006 gelang der Aufstieg in die erste Spielklasse. Begünstigt wurde er durch Dumitru Bucsaru, einen Unternehmer, der die "Wölfe von Baragan" 2002 übernommen hatte. Der Mäzen hält sich allerdings konsequent im Hintergrund - als mächtigster Mann tritt Trainer Dan Petrescu auf. Der 41 Jahre alte ehemalige Nationalspieler kickte einst unter anderem beim FC Chelsea.
An Petrescu haben die Stuttgarter schlechte Erinnerungen. Der einstige Rechtsverteidiger gehörte zur Mannschaft des FC Chelsea, die den VfB im Europapokal-Endspiel der Pokalsieger 1998 besiegte (1:0). Im vergangenen Jahr scheiterte er mit seiner Mannschaft in der ersten UEFA-Cup-Runde am Hamburger SV.