Startseite

International
„Ein Teil von England ist gestorben“: Trauer um Sir Bobby Charlton

International: „Ein Teil von England ist gestorben“: Trauer um Sir Bobby Charlton
Foto: dpa
VfL Osnabrück
VfL Osnabrück Logo
16:30
Rot-Weiss Essen Logo
Rot-Weiss Essen
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | Hilfe unter www.buwei.de | -w-

Bobby Charlton ist tot. Englands Fußball-Weltmeister von 1966, der 1958 in München ein Flugzeugunglück überlebte, wurde 86 Jahre alt.

Bobby Charlton liebte das Leben, und dazu hatte er allen Grund. „Dass ich überhaupt noch auf dieser Welt bin, ist ein Geschenk“, sagte Englands Fußball-Weltmeister von 1966 einmal. Acht Jahre vor dem WM-Triumph, am 6. Februar 1958, hatte Charlton wie durch ein Wunder das Flugzeugunglück der Mannschaft von Manchester United in München-Riem überlebt. Am Samstag nun ist Englands „Mr. Football“ im Alter von 86 Jahren gestorben, drei Jahre nach seinem Bruder Jack. Die Fußballwelt und eine Nation sind in tiefer Trauer.

„Ein ganz Großer, der für immer in Erinnerung bleiben wird. Danke, Sir Bobby“, twitterte der britische Thronfolger und FA-Präsident Prinz William. Bayern-Torjäger Harry Kane, Nationalmannschaftskapitän und Rekordschütze der Three Lions, huldigte Charltons als „Legende des Fußballs“.

Auf den Titelseiten der Sonntagszeitungen im Vereinigten Königreichen dominierte die Farbe Rot - mal Charlton im Trikot von Manchester United, mal Charlton im siegreichen WM-Finale 1966 für die Nationalmannschaft. „Ein kleiner Teil von England ist gestorben“, schrieb die Times. Charlton sei „ein Held für die ganze Welt“, titelte die Sun. Für den Observer hat „Englands größter Fußballer“ diese Welt verlassen.

Charlton hatte den Großteil seiner glanzvollen Karriere bei ManUnited verbracht, wurde dort dreimal Meister und gewann 1968 den Europacup der Landesmeister. Seit seiner Demenz-Diagnose im Jahr 2020 hatte er Old Trafford jedoch kaum noch besucht.

Uniteds Auswärtsspiel bei Sheffield United am Samstagabend stand ganz im Zeichen von Charlton. Kapitän Bruno Fernandes führte Manchester mit einem Kranz in der Hand aufs Feld, den er am Mittelkreis niederlegte. Fans und Spieler beider Mannschaften gedachten Charltons anschließend mit lang anhaltendem Applaus, während auf der Anzeigetafel ein Foto aus seiner Zeit als Spieler gezeigt wurde.

Auch international herrschte Trauer. „Er war ein großartiger Mensch und wahrer Gentleman, den der FC Bayern sehr geschätzt hat“, sagte Karl-Heinz Rummenigge. FIFA-Präsident Gianni Infantino sprach von einer „Fußballlegende, deren Einfluss auf den Fußball Generationen überspannt hat.“ Spaniens Topklub FC Barcelona stoppte sogar seine Jahreshauptversammlung für eine Schweigeminute.

Der größte Erfolg in Charltons Laufbahn war zweifellos der WM-Triumph. Im Endspiel in London besiegte England die deutsche Nationalmannschaft auch dank des legendären Wembley-Tores 4:2 nach Verlängerung. „England konnte 1966 nur gegen uns gewinnen, weil Bobby Charlton ein kleines bisschen besser war als ich“, sagte Franz Beckenbauer einmal.

Nun ist Geoff Hurst der einzige noch lebende WM-Held aus der englischen Startelf von 1966. „Heute gibt es eine sehr traurige Nachricht: Einer der ganz Großen, Sir Bobby Charlton, ist verstorben“, teilte der 81 Jahre alte Hurst am Samstag via X mit: „Der gesamte Fußball wird ihn nie vergessen. Ein großartiger Kollege und Freund, den das ganze Land über den Sport hinaus schmerzlich vermissen wird.“

Der Schlüsselmoment in Charltons Leben war zweifellos jener tragische 6. Februar 1958. Als die „Busby Babes“ der United-Trainerlegende Matt Busby auf dem Flughafen München-Riem verunglückten, wurde der 20-jährige Charlton aus dem Flieger geschleudert - und überlebte. 23 der 44 Flugzeuginsassen fanden den Tod, darunter acht seiner Mannschaftskameraden.

„Dieser Tag“, sagte Charlton einmal, „hat mein Leben verändert.“ Sein Bruder Jack, 1966 mit ihm Weltmeister, fragte ihn nach dem Unglück, was passiert sei. „Er wollte erst nicht darüber reden, dann sagte er: “Ich erzähle es dir jetzt, aber frag mich dann nie wieder danach!'„ Sein Bruder Tom sagte: “Nach München hat er sich nach außen abgeschottet, ich denke, dass er nie darüber hinweggekommen ist.„

Seit diesem Tag, sagen sie bei United, habe Charlton in jedem Spiel für seine „gefallenen Kollegen“ gekämpft. All seine Erfolge hätten ihn dabei „nie verändert“, betonte Sir Alex Ferguson, den Charlton 1986 zum United-Teammanager machte. Charlton sei der, der er immer war, ein Gentleman, „ruhig, schüchtern - und das ist fantastisch“.

An Charltons Seite stand stets seine Frau Lady Norma. Wenn er als United-Direktor oder im Kampf gegen Landminen öffentlich auftrat, zuppelte sie ihm die Krawatte zurecht oder ordnete das Besteck. Nun hinterlässt Charlton nicht nur Norma, sondern auch die gemeinsamen Töchter Suzanne und Andrea sowie drei Enkelkinder. Und eine Fußballnation in tiefer Trauer, die Charlton am 17. November im Länderspiel gegen Malta „gebührend ehren“ will.

Deine Reaktion zum Thema
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel