Die Blamage ist perfekt, der Traum von Olympia geplatzt: Zuletzt war Deutschland 1988 in Seoul (Bronze) bei Olympia vertreten. Die Mannschaft von DFB-Trainer Rainer Adrion verlor nach einer indiskutablen und peinlichen Vorstellung auf Island hochverdient mit 1:4 (0:1) und kann die Nordeuropäer ebenso wenig einholen wie Tabellenführer Tschechien.
Das abermals enttäuschende DFB-Team gewann von bisher sechs Qualifikationsspielen lediglich die beiden gegen Punktelieferant San Marino (0:47 Tore). Die abschließenden Partien in Tschechien am 3. September und gegen Nordirland vier Tage darauf sind somit ein Muster ohne Wert. Für Adrion, der genau ein Jahr zuvor sein Debüt gegeben hatte und in zehn Begegnungen bereits 39 Spieler einsetzte, könnte die Luft damit nun ebenfalls dünn werden.
Hoffnung nach Großkreutz-Ausgleich
Nach dem frühen Rückstand durch Birkir Bjarnason (5.) hatte Debütant Kevin Großkreutz mit dem Ausgleich noch einmal Hoffnung aufkommen lassen (49.). Ein Doppelschlag innerhalb von 90 Sekunden durch Gylfi Por Sigurdsson (53.) und Kolbeinn Sigthorsson (54.) versetzte den deutschen Junioren den endgültig K.o. Für den Endstand sorgte der eingewechselte Alfred Finnbogason (84.) nach einem kapitalen Fehlpass von Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen). Der vom früheren Stuttgarter Meisterspieler Eyjölfur Sverisson trainierte Außenseiter Island hat nun beste Chancen auf die EM-Teilnahme.
Dabei hatte Adrion vor 3000 Zuschauern im Stadion Kaplakrikavöllur von Hafnarfjördur in Kapitän Mats Hummels, Großkreutz (beide Borussia Dortmund) und Reinartz drei Spieler mit Erfahrung im A-Team aufbieten können. Doch schon früh mussten die deutschen Junioren den nächsten Schock verkraften. Nach einem Stellungsfehler des Dortmunders Marcel Schmelzer kam Bjarnason aus acht Metern frei zum Schuss und brachte die Isländer in Führung.
Trio schien völlig von der Rolle
Dem Spiel des Europameisters fehlten die Struktur und die überraschenden Momente, Ungenauigkeiten und Unkonzentriertheiten prägten das Geschehen. Vor allem die Europameister Benedikt Höwedes und Schmelzer sowie Debütant Lars Bender schienen im ersten Durchgang völlig von der Rolle. Während die Isländer durch Johann Berg Gudmundsson (29.) und Gylfi Por Sigurdsson (31.) gleich zweimal dicht vor dem 2:0 standen, kam das DFB-Team in der ersten Hälfte nur zu einer wirklich guten Gelegenheit durch einen Fernschuss von Schmelzer (45.+1).
Völlig überraschend daher die Reaktion Adrions, der in der Pause weder sein Personal noch die Taktik änderte. Dennoch kam sein Team zum Ausgleich, als Großkreutz eine Flanke von Timo Gebhart mit großem Willen über die Linie drückte. Doch die Freude währte nicht lange. Ein sehenswertes Freistoßtor von Sigurdsson und ein Lupfer Sithorssons nach erneut zahlreichen Stellungsfehlern trafen das DFB-Team bis ins Mark, die Entscheidung war gefallen.
Adrion nahm nun innerhalb von vier Minuten alle drei Wechsel vor, brachte in Richard Sukuta-Pasu auch einen zweiten Stürmer. Doch das große Aufbäumen blieb aus.