Nationalmannschaft

Löw geht der K-Frage aus dem Weg

"Wir machen jetzt das Spiel, dann haben wir genügend Zeit, darüber zu diskutieren. Bei diesem August-Termin stellt sich die Kapitänsfrage nicht, darüber werden wir bei den EM-Qualifikationsspielen im September reden", sagte Bierhoff am Rande des Supercups zwischen Bayern München und Schalke 04 (2:0) in Augsburg dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Löw spielt damit im Machtkampf zwischen dem etatmäßigen Spielführer Michael Ballack und WM-Kapitän Philipp Lahm bis zu den Spielen in Belgien (3. September) und gegen Aserbaidschan (7. September) auf Zeit. Bisher hat der Bundestrainer noch nicht klar Stellung bezogen.

Ballack steht wegen der Folgen seiner Fußverletzung bei der Partie der deutschen Nationalmannschaft am kommenden Mittwoch gegen Dänemark in Kopenhagen (20.30 Uhr/ZDF live) noch nicht zur Verfügung. Auf den Münchner Lahm verzichtete der Bundestrainer im 17-köpfigen Rumpf-Kader, in dem nur sieben von 23 WM-Teilnehmern stehen.

"Lahm hat seine Wünsche geäußert"

Zumindest Ballack hat vor dem Saisonauftakt des WM-Dritten aber schon einmal unmissverständlich klargemacht, dass er sein Amt nicht freiwillig abgeben wird. "Ich gehe davon aus, dass ich Kapitän bleibe. Ich habe da auch nichts anderes gehört", sagte der 33-Jährige.

Der Leverkusener kann den Vorstoß von Lahm, der vor dem WM-Halbfinale gegen Sapnien (0:1) deutlich seine Ansprüche auf die Kapitänsbinde formuliert hatte, immer noch nicht nachvollziehen. "Lahm hat seine Wünsche geäußert. Ich finde es weiter unpassend, seine Äußerungen so zu tätigen. Ich war bei der WM verletzt, konnte mich nicht wehren. Aber viele Dinge werden sich wieder beruhigen", sagte Ballack. Bisher habe er noch nicht mit Löw oder Lahm telefoniert: "Sie hatten Urlaub, das muss man respektieren."

Hitzlsperger wohl Kapitän gegen Dänemark

Wer in Dänemark Kapitän sein wird, ist ebenfalls noch offen. Da Ballack und Lahm sowie die Mannschaftsrats-Mitglieder Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker, Arne Friedrich und Miroslav Klose allesamt in Kopenhagen fehlen, muss Löw improvisieren. Geht es nach der alten Regel, wonach der Spieler mit den meisten Einsätzen die Binde trägt, wäre Rückkehrer Thomas Hitzlsperger der erste Kandidat.

Der Mittelfeldspieler von West Ham United, der für die WM aussortiert wurde, ist mit 51 Länderspielen erfahrenster Akteur gefolgt von Mario Gomez (38). Der Rest des bunt zusammengewürfelten Kaders hat wie Sascha Riether und Marco Reus noch gar kein Länderspiel bestritten oder gerade etwas mehr als zehn Einsätze absolviert wie Manuel Neuer (11), Serdar Tasci (13), Marko Marin (11) und Patrick Helmes (12).

Empfehlungschance für Reservisten

Dass die Begegnung in Dänemark deshalb wenig Aussagekraft besitzt, will Bierhoff angesichts der "zusammengeworfenen Mannschaft" gar nicht groß abstreiten. "In Bezug auf die Mannschaft können die Trainer sicher keine Schlüsse ziehen, aber für einzelne Spieler hat die Partie schon eine Bedeutung. Sie können auf internationalem Parkett auf sich aufmerksam machen", sagte der Teammanager. Die Trainer hätten zudem die Möglichkeit, "sich aus der Nähe von dem ein oder anderen Kandidaten ein Bild zu machen".

Dass Löw auf die arrivierten und bei der WM stark belasteten Spieler verzichtet, hält Bierhoff "für völlig richtig. Wir wissen, was diese Spieler können." Für den Mittwoch gilt es nun, "das Beste daraus zu machen. Unsere volle Fokussierung gilt dann den beiden Spielen im September. Dann sind wir wieder gefordert."

Für die Partie in Dänemark trifft sich die DFB-Auswahl am Montagnachmittag in Frankfurt/Main. Am Abend findet ein erstes Training auf der "Kleinen Kampfbahn" statt. Der Abflug nach Kopenhagen ist für Dienstagnachmittag geplant.