Autogrammstunde an der Raststätte, Hollywoodklassiker und eine Panoramafahrt entlang des Mittelmeers: Weltfußballer Lionel Messi und der FC Barcelona drehten auf dem Weg zum heutigen ersten Halbfinale der Champions League (20.45 Uhr/live bei Sky) das Rad der Zeit zurück. Die Fahrt zu Inter Mailand bewältigte der Titelverteidiger im guten, alten Bus und nahm damit die Strapazen von zwei Reisetagen auf sich. Die Aschewolke des isländischen Vulkans ließ die "Barca"-Stars nicht in die Luft steigen. "Es ist eine lange Reise, und wir sind so etwas nicht gewohnt. Aber mit ausreichend Musik und ein paar guten Filmen vergeht die Zeit schneller", sagte Barcelonas Trainer Josep Guardiola. 985 Kilometer sind es von Barcelona nach Mailand, die Katalanen brachen bereits am Sonntag auf und übernachteten in Cannes. Die letzte Etappe über 351 Kilometer folgte am Montag.
Mittelfeldspieler Sergio Busquets sah sogar die positive Seite des Trips. "So lange auf engem Raum zusammen zu sein, schweißt uns noch mehr zusammen und stärkt unsere Moral, um Inter zu schlagen." Sechs TV-Geräte, Spielkonsolen und zwei Stereoanlagen sorgten in dem gewaltigen Luxusbus für die Unterhaltung.
Eine ruhige Reise war es dennoch nicht. Hielt der Bus zum Tanken an einer Raststätte, standen die Autogrammjäger sofort Schlange. Selbst das Hotel in Cannes wurde von den Fans belagert. Da entschädigte höchstens der Blick auf das Mittelmeer entlang der Panoramaroute Barcelona-Montpellier-Cannes-Genua-Mailand.
Lucio (Foto: firo).
Zuletzt trafen Barca und der italienische Meister Inter in der Gruppenphase aufeinander. Das Duell in Mailand endete torlos, in Barcelona gewannen die Gastgeber 2:0. Guardiola kann bei Inter personell fast aus dem Vollen schöpfen. Zwar fehlt Mittelfeld-Ass Andres Iniesta, dafür kehren Zlatan Ibrahimovic und Eric Abidal in den Kader zurück.
Die Italiener hoffen, dass sich der spanische Kontrahent durch die Busfahrt selbst geschwächt hat. Stürmerstar Samuel Eto'o, lange Jahre "Barca"-Torjäger im Estadio Camp Nou, warnt dennoch vor Übermut. "Wir müssen das Match mit Geduld angehen. Spiele wie diese werden durch den Kopf und nicht durch den Fuß entschieden", sagte Kameruns Nationalmannschaftskapitän. Bei Inter hofft man sogar noch auf das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League.
Eto'os Trainer Jose Mourinho, der zuletzt wegen seinen Aussagen über den italienischen Fußball in der Kritik stand, setzt in seinem 4-1-4-1-System auf Eto'o als einzige Spitze und will aus einem starken Mittelfeld mit Spielmacher Wesley Sneijder heraus Druck aufbauen.
Vor Dribbelkünstler Messi hat aber selbst der zur Arroganz neigende Mourinho Respekt. Der Portugiese gab Messis argentinischem Landsmann Javier Zanetti den Spezialauftrag, Barcelonas Schlüsselspieler auszuschalten. Fit dürfte Messi trotz der langen Busreise ohnehin sein. Denn bei 1,69 Meter Körpergröße dürfte er keine Probleme mit der Beinfreiheit gehabt haben...