"Mir persönlich ist es nicht gelungen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es kein Durchmarsch von uns geben wird. Mir ist es auch nicht gelungen, die Spielerinnen auf den Druck einzustellen und den Druck rauszunehmen", sagte Neid bei der WM-Abschlussfeier am Donnerstag in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main.
Neid räumte zudem ein, das Viertelfinal-Aus der Titelverteidigerinnen gegen den späteren Weltmeister Japan (0:1 n.V.) immer "noch nicht wirklich verdaut und verarbeitet" zu haben: "Es schmerzt immer noch sehr." Neid hat nach ihrem Urlaub gemeinsam mit ihrem Trainerteam bereits mit der Analyse begonnen: "Unser Problem begann, wenn wir den Ball erobert hatten. Da waren wir zu hektisch, haben falsche Entscheidungen getroffen und wollten zu viel. Da sind viele Dinge zusammengekommen", sagte Neid.
Die Bundestrainerin, die die Kritik nach dem WM-Aus als "total normal und richtig" bezeichnete, hat sich schon neue Ziele gesetzt. "Am 17. September starten wir gegen die Schweiz in die EM-Qualifikation. Wir wollen gut in diese Qualifikation starten. Da wir uns nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert haben, ist die EM 2013 in Schweden unser nächstes Ziel", sagte die 47-Jährige.
Rückendeckung erhielt Neid, wie schon in den vergangenen Wochen, von DFB-Präsident Theo Zwanziger. "Der sportliche Erfolg ist nicht wie gewünscht eingetreten. Dennoch hat Silvia Neid für den deutschen Frauenfußball so viel geleistet - das ist von Niemandem zu übertreffen. Deshalb war es klar, dass ich nicht in die Rolle der nachfragenden Kritikers schlüpfe", äußerte der DFB-Boss.
Dennoch gab Zwanziger der Trainerin einen klaren Auftrag mit auf den Weg. "Wir dürfen uns nicht zurücklehnen. Wir müssen viele Dinge in der gleichen Intensität weiterführen. Wir müssen die Frauen-Nationalmannschaft als Flaggschiff stark halten", sagte der DFB-Präsident.
Zwanziger sieht auch die Vereine der Bundesliga, die am Sonntag in die neue Saison startet, in der Pflicht: "Die Bundesliga braucht eine Modernisierung und ein bisschen mehr Professionalität. Dazu müssen wir Nachwuchsförderung ohne Ende machen. Das sind die großen Herausforderungen. Das Ganze wird eine Daueraufgabe." Nach Ansicht von DFB-Vizepräsidenten Hannelore Ratzeburg können die Klubs diese Aufgabe meistern: "Die Vereine sind gut vorbereitet, wir haben viele Ideen in einem gemeinsamen Workshop erarbeitet."
Allerdings müssen Bundesliga wie Nationalmannschaft zukünftig ohne die zurückgetretene Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz auskommen. Auch Neid weiß, dass Prinz eine Lücke hinterlassen wird. "Wir müssen es schaffen, so eine Persönlichkeit wieder wachsen zu lassen", sagte Neid, die Prinz während der WM zur Reservistin degradiert hatte.