Kreis Viersen, Gemeinde Willich, Vorort Schiefbahn, Ortsteil Niederheide. Wer es hierher findet, hat es nicht mehr schwer, zum prominentesten Unternehmen im Ort zu gelangen. „Gebr. Peiffer“ ist schon kurz hinter dem Ortseingang ausgeschildert. Rechts und links der Schildes dominiert wie so oft am linken Niederrhein die Farbe Grün, aber diese Grün ist ein ganz besonderes Grün.
Auf den Feldern zwischen Krefeld und Mönchengladbach wächst der Rasen der Starkicker. Schalke 04, der VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf spielen auf dem hier gezüchteten Untergrund, aber auch Bayern München, VfB Stuttgart, SC Paderborn, VfL Osnabrück. Mehr noch: Die Platzwarte oder gar mehrköpfige Delegationen von Manchester United, Real Madrid, Ajax Amsterdam oder Fenerbahce Istanbul kommen auf ihrer Shopping-Tour vorbei.
Große Vereine in der Provinz
Meist werden Sie dann von Arnd Peiffer empfangen, der das Unternehmen zusammen mit seinem Vater Arnold und zwei Onkeln leitet. 200 Hektar Land bewirtschaften sie mit ihren 50 Mitarbeitern, einige Felder sind bis zu 70 km entfernt oder gar in den Niederlanden, „aber das ist ein Vorteil“, weiß der 32-Jährige „denn so können die unterschiedlichen Böden Rasen für jeden Bedarf und jede Lichtbedingung hervorbringen.“
20.000 Triebe finden sich hier auf jedem Quadratmeter, nebenan beim Golfrasen sind es gar bis zu 100.000. Da macht es nichts, wenn der Experte mal ein Büschel herauszieht. „45 Prozent Weidelgras, 45 Prozent Wiesenrispe, dazu 10 Prozent Rotschwingel, die dem Rasen im bodennahen Bereich die Dichte geben“, erklärt der Experte die Zusammensetzung während er sich die Halme aus der Nähe anschaut, dabei Form und Struktur jedes einzelnen deutet.
Und weil der Rasen so teppichgleich da liegt wird der Bolzplatz des Ortes in manchen Fällen einfach ignoriert, der Hobbykick stattdessen auf die Felder verlegt. „Das geht natürlich nicht, auch wenn wir ansonsten wenig Ärger mit Vandalismus haben. Nach dem letzten Volksfest hat nur einer den Rasensprenger umgetreten. Das Wasser ist dann mit 10 Bar Druck direkt auf den Boden geschossen. Rund 2000 Euro Schaden sind so entstanden“, sagt Peiffer.
„Dass der Rasen von Real Madrid in der Nachbarschaft wächst, interessiert die Menschen im Ort oft gar nicht. Die sorgen sich nur darum, dass Borussia einen guten Platz hat.“ Immerhin drücken in dieser Gegend rund 90 Prozent der Einwohner den Mönchengladbachern die Daumen. Da ist Peiffer keine Ausnahme, „auch wenn ich es nur noch zu vier oder fünf Spielen im Jahr schaffe.“ Oft ist er beruflich unterwegs, zumal in der Branche meist sehr schnell reagiert werden muss.
Bei Anruf Rasen
„Die meisten Anrufe kommen an Sonntagen, dann, wenn sich die Vereine den Rasen nach dem Spiel am Vortag angeschaut haben.“ Und weil es bis zum nächsten Einsatz meist nicht lange dauert, werden die Mitarbeiter dann sofort zusammengetrommelt. „Die kennen das schon, dass wir sie an Wochenenden kontaktieren müssen.“ Dann wird der Rasen geschält und auf rund 20 LKW verladen. In nicht wenigen Fällen erfolgt eine Verlegung bei Flutlicht. „Dass wir auch über Nacht einen neuen Rasen legen können, ist unsere Stärke und bringt uns Anerkennung“, weiß Peiffer. Und wenn dieser aus Dicksode besteht kann er sogar sofort, ohne Anwachsen, bespielt werden und verträgt auch schnelle Stopps und Antritte ohne Verrutschen.
Wenn es aber wie im letzten und besonders harten Winter nur wenige frostfreie Tage gibt, ist das Peiffer-Team noch mehr gefordert. „Da haben wir mal vier Rasen in einer Woche gemacht“, erinnert sich Peiffer. Rund sieben Tage dauerte hingegen die Lieferung nach Istanbul. „Da sind wie an der Grenzen für auch mal zwei Tage aufgehalten worden. Der auf Rollen gewickelte Rasen hat die lange Zeit überraschend gut überstanden.“
In Hamburg, München und Dortmund herrschen die schwierigsten Bedingungen, da nur wenig Sonne ins Innere dringt, „und auch in Düsseldorf, weil die Tribünen keine Mundlöcher haben, das Dach kein Licht durchlässt und die Luft nicht zirkuliert. Ich sehe richtig, wie der Rasen leidet.“ So werden manche Spielflächen auch aufgrund anderer Nutzung wie Konzerte oder Events bis zu dreimal pro Saison getauscht, mindestens 100.000 Euro Kosten fallen jedes mal an. „Dabei sind die Schäden oft nur oberflächlich sichtbar. Durch die neuen Längststollen tritt der Spieler nicht mehr durch den Rasen durch, sondern beschädigt ihn oft nur oberflächlich, sagt der Ingenieur der Landespflege.
„Auch wenn die Öffentlichkeit immer nur an den Stadionrasen denkt, darf man nicht vergessen, dass wir 80 Prozent an Garten- und Landschaftsbauer oder Endabnehmer verkaufen.“ Hier haben die Peiffers inzwischen auch den Schritt in das Zentrum des Ballungsraumes gewagt und eine Filiale in Wattenscheid eröffnet.