Zwei Tage vor dem Champions-League-Endspiel der Männer gewann der viermalige deutsche Meister das Finale der erstmals ausgetragenen Königsklasse der Frauen. Im Vorort Getafe setzte sich der Sieger des UEFA-Pokals von 2005 vor den Augen von UEFA-Präsident Michel Platini und DFB-Präsident Theo Zwanziger nach 120 torlosen Minuten mit 7:6 im Elfmeterschießen gegen die Mannschaft von Olympique Lyon durch.
Sarholz wehrte zwei Schüsse ab, Bianca Schmidt verwandelte vor 10.372 Zuschauern den entscheidenden Elfmeter für Potsdam, das anschließend als erste Mannschaft die neue, 60 Zentimeter hohe Henkel-Trophäe aus Sterling-Silber in den Himmel stemmen konnte und sich dann ins Nachtleben von Madrid stürzte. Darüber hinaus ist der Premieren-Triumph mit einem Preisgeld von 300.000 Euro dotiert. Am Montag gibt es für die stolzen Siegerinnen, die bereits durch den Finaleinzug 32 Karten für das Endspiel der Männer "gewonnen" hatten, außerdem noch einen Empfang am Luisenplatz in Potsdam.
Während die spanische Hauptstadt bereits dem Männerfinale zwischen dem FC Bayern München und Inter Mailand am Samstagabend (20.45 Uhr/live bei Sat.1 und Sky) im Estadio Santiago Bernabeu entgegenfieberte, nahm von dem Spiel im Vorort Getafe seit Tagen fast niemand Notiz. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) war zwar bemüht, mit Werbetafeln auf das Duell im Coliseum Alfonso Perez hinzuweisen, doch vor allem in den lokalen Medien fand es keinen Niederschlag.
Selbst die Taxifahrer von Madrid wussten am Donnerstag teilweise nicht, wo sich das Stadion befindet. Um die Arena des lokalen spanischen Erstligisten FC Getafe zu füllen, waren die Tickets zu Preisen von drei bis fünf Euro geradezu verramscht worden. Zahlreiche Schulklassen und Jugendmannschaften lokaler Klubs saßen auf den Tribünen, immerhin rund 300 Turbine-Fans waren aus Deutschland angereist. In Potsdam zitterten zugleich Tausende beim Public Viewing mit.
Diese sahen ein zerfahrenes Spiel, in dem Lyons Louisa Necib mit einem Pfostentreffer aus 25 Metern das erste Ausrufezeichen setzte (15.). Erst in der 27. Minute besaß Weltmeisterin Fatmire Bajramaj die erste Chance für Potsdam, das im Halbfinale den Ligarivalen FCR Duisburg ausgeschaltet hatte. Turbine hatte allerdings große Mühe, auf Touren zu kommen. Die Potsdamerinnen brachten kaum einen vernünftigen Spielzug zustande.
Es dauerte ein Stunde, ehe Turbine hätte in Führung gehen können. Tabea Kemme scheiterte aber zunächst aus drei Metern an der Torhüterin von Lyon, den Abpraller setzte sie dann aus zwei Metern über das Tor von Olympique (60.). Kurz vor Schluss der regulären Spielzeit traf dann Anja Mittag mit einem Schuss aus 15 Metern nur den rechten Pfosten (84.). In der spannenden Verlängerung hatten beide Seiten zahlreiche Großchancen, die beste für Potsdam vereitelte die starke französische Torhüterin Sahra Bouhaddi gegen Isabelle Kerschowksi (103.).