Matthias Sammer kennt sich mit Rettungsmissionen bei Borussia Dortmund aus. Der Berater des Vizemeisters bewahrte den BVB an der Seite von Udo Lattek vor 21 Jahren vor dem Abstieg. So dramatisch wie im Frühjahr 2000 ist die Situation derzeit nicht. Doch nach der bereits achten Saisonniederlage droht den Dortmundern mit dem Verpassen der Champions League ein Horror-Szenario.
Dass der Name Sammer dabei ins Spiel kommt, liegt auf der Hand - auch wenn der 53-Jährige bisher keine öffentlichen Signale gesendet hat und die Verantwortlichen dem unerfahrenen Edin Terzic vorerst den Rücken stärken. „Wir sind davon überzeugt, dass wir es mit Edin packen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc der Bild-Zeitung. Ein erneuter Trainerwechsel sei „kein Thema“.
Es könnte aber ein Thema werden. Der Rückstand auf Platz vier beträgt vier Punkte. Wenn das Minimalziel Champions League verpasst wird, gehen dem BVB bei einer Europa-League-Teilnahme rund 30 Millionen Euro verloren. Durch die Corona-Pandemie rechnen die Schwarz-Gelben ohnehin mit einem Verlust von mindestens 75 Millionen Euro. „Die Tendenz geht in die falsche Richtung. Wir müssen ganz schnell den Dreh bekommen“, forderte Zorc bestimmt.
Doch gelingt das mit Terzic? In neun Spielen unter dem 38-Jährigen holte der BVB 13 von 27 möglichen Punkten. Dennoch wird dem Nachfolger von Lucien Favre zugetraut, „dass er mit der Mannschaft die Qualifikation zur Champions League erreicht“, wie Lizenzspielerchef Sebastian Kehl im Gespräch mit dem kicker betonte: „Es gibt deshalb von uns überhaupt keine Kritik an seiner Arbeit.“
Doch wenn die Erfolge in den nächsten Wochen ausbleiben, werden die BVB-Bosse nicht tatenlos zuschauen. Schon jetzt scheint klar, dass Terzic keine Lösung über die Saison hinaus ist.
Der Name Marco Rose fällt bei der Suche nach einem neuen Trainer immer wieder. Das Pokal-Viertelfinale Anfang März bei Borussia Mönchengladbach sorgt dabei für zusätzliche Brisanz.
Rose verfügt über eine Ausstiegsklausel. Rund fünf Millionen Euro müsste der BVB für den 44-Jährigen bezahlen. Ohne die Einnahmen aus der Königsklasse würde auch diese Summe schmerzen.
Zorc nimmt aber erst einmal die vermeintlichen Führungsspieler um Kapitän Marco Reus in die Verantwortung. „Gerade von unseren etablierten Spielern erwarte ich, dass sie deutlich mehr Leistung zeigen und Verantwortung übernehmen“, sagte der Ex-Profi.
In Freiburg brachte erst Teenager Youssoufa Moukoko frischen Wind ins lahme BVB-Spiel. „Es kann nicht sein, dass ein gerade 16-Jähriger in etwas mehr als 30 Minuten Spielzeit mit Abstand die meisten Torschüsse abgibt“, schimpfte Zorc.
Die Stars sind also gefordert. Ansonsten könnte Matthias Sammer vielleicht doch noch einmal eine Rettungsmission starten. sid