Unter dem Lockdown leiden nicht zuletzt die Gastronomen. Viele Gaststätten mussten bereits schließen. Zahlreiche Restaurantbesitzer bangen um ihre Existenz. Direkt betroffen ist auch Ex-Profi Michael Zeyer.
Der 52-Jährige trug mit Unterbrechung von 1996 bis 2003 - insgesamt 212 Spiele für die Zebras - das Trikot der des MSV Duisburg. Zuvor war er unter anderem für Waldhof Mannheim, für den SC Freiburg, und beim 1. FC Kaiserslautern aktiv. Zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Anja Dold und Küchenchef Alexander Dinter führt er seit einigen Jahren das Sterne-Restaurant „5“.
Der Gourmettempel liegt mitten in der Stuttgarter Innenstadt . Kurios: Die Straße seines Lokals heißt „Bolzstraße“. Dabei war er kein Bolzer, sondern eher ein Spieler von der feinen Sorte. Aufgrund seiner Technik wurde er von allen nur „Zico“ genannt – in Anlehnung an die Brasilien-Legende. Obwohl er sein Lokal momentan nicht für Gäste öffnen darf, hat er alle Hände voll zu tun. „Wir beliefern unsere Gäste derzeit über den Außer-Haus-Service. Das lohnt sich für uns, da wir uns in den letzten Jahren eine gewisse Bekanntheit erarbeitet haben“, erzählt der gebürtige Neresheimer im Gespräch mit RevierSport. Das Restaurant hat sich in in der Szene einen guten Namen erarbeitet. 2019 kürte das Magazin „Der große Guide“ die Gaststätte zum „Lifestyle-Restaurant“ des Jahres.
Die aktuelle Corona-Situation sieht der Betriebswirt als Herausforderung. In schweren Zeiten müsse jeder seinen solidarischen Beitrag leisten. Für viele Entscheidungen der Politik zeigt er jedoch nur bedingtes Verständnis: „Die Krise können wir nur mit durchdachten Maßnahmen bewältigen. Man müsste vor allem für Schulen und Altenheime schlüssige Konzepte erstellen. Ich habe aber das Gefühl, dass es oft nur darum geht, den Bürgern zu signalisieren: Wir machen etwas."
MSV strafte Kritiker Lügen
Aufgeben kommt für den früheren Mittelfeldspieler jedoch nicht in Frage: „Im Laufe meiner Fußball-Karriere musste ich immer unter Druck arbeiten und Lösungen suchen. Diese Erfahrungen haben mich geprägt.“
Nach seinem Wechsel vom SV Waldhof Mannheim im Jahr 1996 ging der MSV stets als vermeintlicher Absteiger Nummer eins in die Bundesliga-Spielzeit. Doch man strafte die Kritiker Lügen und etablierte sich unter dem damaligen Trainer Friedhelm Funkel zwischenzeitlich im Oberhaus. Im Pokalfinale 1998 verlor der MSV gegen den FC Bayern München nur knapp mit 1:2. Auf die Frage, ob der Finaleinzug der Höhepunkt seiner Karriere gewesen sei, hat der ehemalige Sportdirektor der Stuttgarter Kickers eine überraschende Antwort: „Für mich war es eher ein Tiefpunkt. Denn ich verliere ungern. Die Bayern waren an diesem Tag schlagbar.“ Dabei denkt er an das nicht geahndete Foul von Bayerns Michael Tarnat an Bachirou Salou: „Ich war es gewohnt, dass die Bayern bevorteilt werden. Das muss man als Gegner einkalkulieren.“
Werksvereine haben es einfacher
Die Zeiten, in denen die Meidericher dem Deutschen Rekordmeister Angst einjagten, sind längst vorbei. Ein großes Problem ist aus Zeyers Sicht die Abhängigkeit von Sponsoren aufgrund der schwierigen finanziellen Lage. Viele Traditionsvereine, die sich in so einer Situation befinden, müssten stets Rücksicht auf viele Einzelinteressen nehmen: „Früher hat ein Präsident Dieter Fischdick Entscheidungen alleine getroffen. Heute reden gerade in Traditionsklubs viele Personen mit.“ Diese Leute würden die Schwierigkeit der Aufgabe oft unterschätzen: „Die sind zwar in ihrer Branche Experten sind, haben aber vom Fußballgeschäft nur wenig Ahnung.“
Diese Erfahrung habe er auch in seiner Zeit als Sportdirektor bei den Stuttgarter Kickers gemacht. Werksvereine wie Leverkusen oder familiär geführte Klubs wie der SC Freiburg seien vor allem aufgrund der kurzen Entscheidungswege erfolgreicher. Auf jeden Fall aber müsse der MSV Duisburg einen Abstieg in die Regionalliga um jeden Preis vermeiden: „Sonst wird es schwer, wieder zurückzukommen", betont Zeyer.
Autor: Jörn Duddeck