Beim Blick in die Zeitungen dürfte Max Eberl derzeit ein leicht mulmiges Gefühl beschleichen. In schöner Regelmäßigkeit werden die Topspieler von Borussia Mönchengladbach mit europäischen Spitzenvereinen in Verbindung gebracht. Der deutsche Rekordmeister Bayern München soll Interesse an Denis Zakaria und Florian Neuhaus zeigen, auch Alassane Plea und Marcus Thuram wecken durch ihre starken Auftritte in der Champions League Begehrlichkeiten. Kein Wunder, dass Eberl ein wenig genervt ist.
„Schlaflose Nächte“ habe er deswegen aber noch nicht, betonte der Sportdirektor vor dem Gruppen-Showdown in der Königsklasse bei Real Madrid am Mittwochabend. Eberl hat an der derzeitigen Situation schließlich auch eine Mitschuld. Der 47-Jährige hat bei seinen Einkäufen in den vergangenen Jahren ein sehr gutes Händchen bewiesen. Die Spieler sollten sich in Gladbach nicht nur entwickeln und den nächsten Schritt machen, sie haben es auch getan.
Da die Schlüsselspieler alle über das Saisonende hinaus noch unter Vertrag stehen, ist Eberl um Ruhe bemüht. „Wir sind ein guter Verein, und wir schauen, was dann im Sommer 2021 passiert“, sagte der Ex-Profi und fügte an: „Wir haben einen herausragenden Kader, einen Top-Trainer.“
Bleibt die Frage, ob das ausreicht. Torjäger Plea (27) könnte eine neue Herausforderung reizen. Auch Zakaria und Neuhaus werden auf Dauer bei einem Verein spielen wollen, der regelmäßig Titel gewinnen kann. Matthias Ginter und Nico Elvedi gelten ebenfalls als Wechselkandidaten.
Dem fünfmaligen deutschen Meister würden die Abgänge mit viel Geld versüßt. Sollten tatsächlich die aufgezählten Spieler alle gehen, würden die Gladbacher deutlich über 200 Millionen Euro einnehmen. So weit dürfte es allerdings nicht kommen, ein kleinerer Umbruch ist aber nicht ausgeschlossen.
Ginter zögert bisher mit einer Verlängerung seines bis Juni 2022 laufenden Vertrages. „Ich fühle mich hier wahnsinnig wohl. Ich kann mir grundsätzlich vorstellen, hier länger zu bleiben. Aber es gibt keinen Zeitdruck“, sagte der Nationalspieler zuletzt. Die erneute Qualifikation für die Königsklasse könnten ihm und anderen Spielern eine Vertragsverlängerung erleichtern.
Sie wäre auch finanziell von großer Bedeutung. Die Gladbacher stehen angesichts ihrer hervorragenden Arbeit in den vergangenen Jahren zwar gut da, doch die Corona-Pandemie trifft auch die Borussia hart. „Wir liegen aktuell für das Geschäftsjahr 2020 bei einem Verlust von rund 37 Millionen Euro“, erklärte Geschäftsführer Stephan Schippers zuletzt: „Alle bei Borussia arbeiten hart daran, dieses Ergebnis so erträglich wie möglich zu gestalten, aber es dürfte jedem klar sein, dass dies für uns keine einfache Situation ist.“
Der Verkauf des einen oder anderen Topspielers würde diese Situation verbessern. sid