Wenn am Mittwochabend die Flutlichter im Jan-Breydel-Stadion zu Brügge aufflackern, sind die Rollen zwischen dem amtierenden belgischen Meister und Borussia Dortmund im Grunde klar verteilt. Während die Schwarz-Gelben nach zuletzt drei Siegen ohne Gegentor mit breiter Brust in die Provinz Westflandern reisen dürften, werfen die bisherigen Saisonleistungen der Equipe von Brügge-Trainer Philippe Clement einige Fragezeichen auf.
Den bisher durchaus ansprechenden Leistungen in der Champions League (2:1 Auswärtssieg bei Zenit St. Petersburg, 1:1 gegen Lazio Rom) folgten in der belgischen Jupiler Pro League jeweils nicht nachvollziehbare Rückschläge. Die 1:2-Niederlage bei OH Leuven sowie das 2:2-Remis gegen KV Mechelen lassen erahnen, dass der derzeitige Tabellenvierte der ersten belgischen Liga nach beständiger Form sucht.
Meunier hat eine Brügge-Vergangenheit
Beim Vergleich der Kaderwerte des BVB (587,25 Mio. €) und dem FC Brügge (144,20 Mio. €) sticht der eklatante Unterschied von über 400 Mio. € heraus. Dieser müsste sich am morgigen Abend auch in der Kaderqualität zugunsten der Westfalen bemerkbar machen. Jedoch ist für die Mannschaft von Trainer Lucien Favre Vorsicht geboten. Brügge scheint in der Lage zu sein, auch nominell stärkeren Mannschaften Paroli zu bieten. Das Remis auf heimischem Geläuf gegen Lazio, Dortmund verlor in Italien mit 1:3, war für das Team von Simone Inzaghi aufgrund vieler Chancen der Heimmannschaft schmeichelhaft. Vor allem das Tempo der belgischen Offensive dürfte der oftmals hoch verteidigenden Defensive des BVB im Vorfeld aufgefallen sein. So kommt Brügge etwas wie der Wolf im Schafspelz daher.
Dabei ist die belgische Mannschaft nicht mit den großen Namen der europäischen Güteklasse bestückt. Beim Blick auf die Kaderliste der Belgier kann mit Ausnahme des Torhüters Simon Mignolet (ehemals FC Liverpool, AFC Sunderland) kein Spieler Erfahrungswerte in den Top-Ligen Europas vorweisen. Spieler wie der aktuelle Top-Scorer Hans Vanaken (fünf Tore, vier Vorlagen in elf Liga-Spielen) und der niederländische Kapitän Ruud Vormer weisen ihren Wert für den Verein allerdings jetzt schon seit vielen Jahren nach.
Gegen den BVB, der mit seinem Rechtsverteidiger Thomas Meunier einen ehemaligen Spieler des FC Brügge in seinen Reihen hat, wird das Team von Trainer Clement sein Heil vermutlich nicht häufig in der Offensive suchen. Jedoch zeigen die jüngsten Ergebnisse, dass die Belgier auf keinen Fall schon im Vorfeld abzuschreiben sind.
Autor: Philipp Kappenstein