Wenn DFB-Präsident Fritz Keller am Sonntag (18.30 Uhr/ARD) in Köln höchstselbst in den Lostopf greift, werden Jubelbilder aus Vereinskneipen eine Seltenheit sein. Denn längst hat die Corona-Pandemie auch den DFB-Vereinspokal voll erwischt. Der Ziehung der ersten Hauptrunde mit den Spielen zwischen den Davids und den Goliaths wird es an Spannung fehlen - noch.
Denn die meisten Landespokalsieger werden erst beim auf den 22. August verschobenen „Tag der Amateure“ ermittelt. Dort kann es dann zu Endspielen um eine Pokalpartie gegen Rekordmeister Bayern München oder Borussia Dortmund kommen. Für viele Regional- oder Oberligakicker eine einmalige zusätzliche Motivation. Immerhin sind 23 der 64 Startplätze nicht fest vergeben.
Mit der Auslosung sieben Wochen vor der ersten Hauptrunde vom 11. bis 14. September will der DFB den Vereinen mit Heimrecht mehr Zeit einräumen, um auch in Coronazeiten ein kleines Fußballfest mit einem großen Gegner zu feiern - möglichst auch mit Zuschauern. Denn ohne Fans, so viel scheint klar, werden Pokalüberraschungen oder gar Sensationen äußerst unwahrscheinlich.
Die Terminnot hat zu höchst unterschiedlichen Wegen Richtung Hauptrunde geführt. In Sachsen-Anhalt wurde der 1. FC Magdeburg nach dem Abbruch des Landespokals zum Sieger erklärt. In manchen Landesverbänden müssen noch Viertel- und Halbfinals gespielt werden. Bayern meldete laut aktuellem Tabellenstand den FC Schweinfurt, die Regionalliga soll indes im September noch zu Ende gespielt werden.
Nur noch ältere Fußball-Begeisterte werden sich an eine ähnlich rudimentäre Auslosung erinnern können. Zwischen 1975 und 1986 überwachte Walter Baresel als DFB-Spielausschussvorsitzender die ordnungsgemäße Ziehung. In Zeiten mit kalten Wintern und ohne Rasenheizung waren Spielausfälle auch im Pokal regelmäßig an der Tagesordnung.
„Siiieeeger auuuuus“ - die hanseatisch gedehnten Vokale des norddeutschen Funktionärs beim Verlesen der noch unvollständigen Paarungen erlangten seinerzeit Kultstatus beim TV-Publikum. Diesmal jedoch werden den Losen Zettelchen mit profanen Zuordnungen wie beispielsweise „Landespokalsieger Bremen“ entnommen.
Weniger Funktionärs-Heiterkeit löste der Verzicht des Zweitliga-Aufsteigers Eintracht Braunschweig auf weitere Spiele im niedersächsischen Landespokal aus. Der deutsche Ex-Meister ist durch den Aufstieg automatisch für Runde eins qualifiziert.
Was beim Niedersächsischen Fußball-Verband nicht etwa Erleichterung auslöste, eine Partie vom dicht gedrängten Nachholtermin streichen zu können, sondern eine Sanktion nach sich ziehen wird. NFV-Präsident Günter Distelrath: „Natürlich wird das auch sportrechtliche Konsequenzen haben.“ Im Raum steht eine Geldstrafe von 1000 Euro. sid