Sein erstes Tor als Profi-Fußballer hätte durchaus in einem würdigeren Rahmen fallen können. So aber jubelte Maxim Leitsch „nur“ mit seinen Mannschaftskollegen, auf der Tribüne blieb es ja aus bekannten Gründen ruhig. „Mit Fans wäre es schöner gewesen“, bekannte der 22 Jahre alte Innenverteidiger des VfL Bochum nach seinem Tor zum 2:0 Endstand im Heimspiel gegen den FC St. Pauli. Und eher analysierend als emotional fügte er hinzu: „Ich war überrascht, dass ich so viel Platz hatte.“ Der 1,89 Meter große Abwehrspieler kommentierte sein erstes Tor nicht weiter, sondern vertiefte sich in seinen anschließenden Ausführungen vornehmlich in die Analyse der Partie. Die Lobeshymnen gab es von anderen. Von Kapitän Anthony Losilla zum Beispiel, der längst geschlussfolgert hat, dass sein junger Team-Kollege „höher spielen kann und auch muss“. Der Franzose, 34 Jahre alt, sei beim Debüt des gebürtigen Esseners, der 2008 von der SG Wattenscheid 09 zum VfL gekommen war, von dessen Qualitäten überzeugt gewesen.
Seit dem Spiel gegen 1860 München im Dezember 2016 aber habe Leitsch nur selten die Möglichkeit bekommen, sein Können zu zeigen. Schambeinentzündung, Muskelprobleme, Leistenbeschwerden - die Liste seiner Blessuren und Verletzungen ist lang. „In der Zeit, in der er nicht spielen konnte, hat er sehr viel gearbeitet“, berichtet Kapitän Losilla. Jetzt habe Leitsch, der nach Aussage seines Trainers im Spielaufbau noch Nachholbedarf hat, dazugelernt.
Dass er nach dem Sieg gegen St. Pauli - dem ersten nach zuvor elf sieglosen Partien gegen die Kiez-Kicker - so im Mittelpunkt stand, hatte zweifelsohne mit seinem Tor zu tun. Doch Leitsch hat aufgrund anderer Leistungen großen Anteil daran, dass der VfL so gut aus der Corona-Pause gekommen ist. „Wichtig ist als Verteidiger, dass man verteidigen kann“, betont Trainer Thomas Reis ganz pragmatisch, und er bescheinigt seinem Schützling, den er bereits in der U19 des Bochumer Talentwerks trainierte: „Er ist schnell, hat ein gutes Kopfballspiel und ist eklig in den Zweikämpfen.“
Gemeinsam mit dem Griechen Vasileios Lampropoulos bildet er das Innenverteidiger-Duo, das in fünf von sechs Partien ohne Gegentor blieb. Das hat dem VfL neue Stabilität gegeben, auf die das Team aufbauen kann. So lässt sich die Spielstärke in der Offensive ausleben - das Team profitiert davon. Trainer Reis: „Er steht dem VfL Bochum und dem Team sehr gut zu Gesicht. Maxim harmoniert mit Vasileios sehr gut, er ist stabil.“
Der Mannschaft hat ebendiese defensive Stabilität gut getan. Neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang, elf auf den ersten direkten Abstiegsplatz. Ein Schritt fehlt noch, den kann der VfL am kommenden Samstag im Auswärtsspiel beim VfL Osnabrück gehen. Dann erst ist das rettende Ufer endgültig erreicht, auch wenn kaum noch jemand einen Bochumer Abstieg für möglich hält. Die Empfehlung des Trainers lautet dennoch: „Auch Maxim muss, wie die gesamte Mannschaft, auf dem Teppich bleiben.“
dh/gp