Dabei haben die „Lilien“ erst vor 17 Tagen ihren Trainer Kosta Runjaic dem Ruf des MSV Duisburg folgend ziehen lassen. Und haben jetzt mit Sascha Franz einen Mann aus dem Bergischen Land zu sich gelotst.
Genau genommen war es aber der neue Chefcoach der 98er, Jürgen Seeberger, der den ehemaligen Assistenten von Holger Fach in den Süden Hessens lockte. „Wir kennen uns schon seit vielen Jahren“, erzählt der aus Solingen stammende Franz: „Zunächst standen wir uns als Gegner gegenüber – er war Trainer von Aachen, ich Co-Trainer in Augsburg – dann haben wir uns öfter auf Tagungen oder auf der Tribüne bei anderen Ligaspielen besser kennengelernt und bemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge sind.“
Zwei Mann, aber eine Idee von Fußball
Seitdem sei der Kontakt nie abgerissen, sodass der Anruf Seebergers nicht ganz überraschend gekommen sei, wie der Diplom-Sportwissenschaftler versichert. „Ich musste natürlich ein wenig überlegen, habe auch mit Holger Fach darüber gesprochen. Aber ich wusste instinktiv sofort: Das klappt mit Jürgen und auch mit dem Verein.“
Diese Gewissheit habe darauf beruht, dass er seit seiner Rückkehr aus Astana, wo er kasachischer Pokal- und Supercupsieger wurde, viele Spiele von der zweiten bis in die Regionalliga hinab gesehen habe. Darüber hinaus habe es einen weiteren Anreiz gegeben, auf das Angebot des 47-Jährigen einzugehen: „Jürgen hat ja auch die Position des Managers inne und das ist natürlich eine sehr interessante Aufgabe. So bekommt man tatsächlich mal die Möglichkeit, den sportlichen Weg eines Vereins wirklich zu begleiten.“
„Hier macht jeder alles“
Und weil dem hessischen Verein ein für die dritte Liga vergleichsweise geringes Budget zur Verfügung steht, er also auch personell nicht so breit aufgestellt ist, wie manche Ligakonkurrenten, sei es auch sehr wichtig, dass neben Seeberger und ihm noch Tuncay Nadaroglu als weiterer Co-Trainer mit an Bord sei. „Andere teilen das dann auf in Fitnesstrainer oder ähnliches. Bei uns heißen alle gleich und wir machen alles zusammen“, beschreibt der zweifache Familienvater die Aufgabenverteilung.
Seiner neuen Mannschaft räumt Franz nur einen Außenseiterstatus in der Liga ein: „Mit Klubs wie Aachen, Karlsruhe, Bielefeld, aber auch Heidenheim, das sehr gut aufgestellt ist, können wir natürlich nicht mithalten.“ Schließlich sei es für den SV Darmstadt erst das zweite Jahr in der dritthöchsten deutschen Spielklasse, in dem es nur darum gehe, dem Team Stabilität zu verleihen.
Wie das gehen soll, darauf hat Franz auch eine Antwort parat: „Die Mannschaft ist jung und wenig erfahren. Um da unten heraus zu kommen, müssen wir den Jungs einfache, klare Dinge vorgeben, damit sie sich ihr Selbstvertrauen zurückholen und sich Schritt für Schritt verbessern können. Denn“, so betont der 38-jährige, „vorher war ja nicht alles schlecht. Runjaic ist hier nicht gekündigt worden, weil es nicht mehr lief, sondern wurde vom MSV freigekauft.“
Dass die Stimmung innerhalb der Mannschaft und im Verein gut ist, dürfte auch noch sehr wichtig werden. Denn für großflächige Änderungen wird dem neuen Trainerteam Seeberger-Franz-Nadaroglu in der anstehenden englischen Woche ohnehin die Zeit fehlen.