„Aber wir dürfen nun bloß nicht denken, dass wieder alles von alleine geht“, hebt der Kapitän den Zeigefinger.
Und auch das ist kein Wunder. Denn die letzte Länderspielpause hat den Zebras das Genick gebrochen. Danach hagelte es die bitteren Pleiten gegen Kaiserslautern, Bielefeld und im Derby in Oberhausen. „Gegen den FCK und die Arminia kann man eventuell verlieren“, meint Schlicke. „Aber die Niederlage gegen RWO durfte nicht sein. Das ärgert mich heute noch.“ Darüber kann auch der Dreier gegen Berlin nicht hinwegtrösten. „Es war wichtig, weil wir damit die Kehrtwende eingeläutet haben“, ist sich Schlicke sicher, dass die erneute WM-Pause die Duisburger nicht schon wieder aus dem Rhythmus bringen wird.
„Die Liga ist extrem eng zusammen. Wenn wir zwei Siege einfahren, sind wir wieder oben dran“, hat der 1,93 Meter Abwehrrecke die sieben Punkte Rückstand auf das Spitzenduo aus Ostwestfalen und der Pfalz im Blick, weiß aber auch:. „Wenn du zwei Mal einen kriegst, hängst du auch ganz unten drin.“ Sein Zusatz: „Hätten wir gegen die Union nicht gewonnen, wären wir jetzt mit 1860 München punktgleich gewesen. Und das wäre Mist.“
Peter Neururer hofft, dass der Sieg gegen Berlin die Wende zum Guten eingeläutet hat.
So aber fahren die Duisburger am übernächsten Samstag lockerer in die bayerische Landeshauptstadt. Und dort wollen sie in diesem Jahr nicht erneut Beute der Löwen werden. Denn in der Vorsaison war die Arena kein gutes Pflaster für den MSV. In der Meisterschaft gab es eine 0:2-Pleite und nur eine Woche später flogen die Zebras dann auch noch in München aus dem DFB-Pokal. Peter Neururer war damals zwar noch nicht an Bord, dennoch steht Wiedergutmachung an.
Dass der MSV nach dem Auftritt in St. Pauli jetzt zum zweiten Mal am neuen Samstags-Spieltag ran muss, stört Schlicke indes nicht. Im Gegenteil: „Ich habe mich eigentlich immer auf die Partien am Freitag-Abend gefreut. Aber nachdem wir da nicht so gepunktet haben, versuchen wir es nun am ursprünglichen Fußballtag.“
Und zwar schon um 13 Uhr. „Das ist eine gute Zeit“, ist der ehemalige Nürnberger, der sich beim ATSV Erlangen zum ersten Mal die Schuhe schnürte, mit der Anstoßzeit zufrieden. Denn schließlich reisen die Duisburger bereits am Freitag an. „Und bevor man bis 20 Uhr im Hotel hängt, kann man doch lieber so früh spielen“, erzählt der Innenverteidiger. „Wir fahren dort hin, laufen auf und sacken die Zähler ein. Fertig.“
Eine einfache, aber auch schwierige Rechnung. Denn schließlich stehen die 60er mit nur acht Pünktchen auf der Habenseite mit dem Rücken zur Wand und müssen gewinnen - wie der MSV. Während die Duisburger am Freitag ein Testspiel gegen den 1. FC Köln bestreiten, treten die Löwen zu einem Freundschaftskick beim Drittligisten FC Ingolstadt 04 an.
Doch der MSV muss viel mehr zusehen, acht Tage später nicht wieder Aufbauhilfe zu leisten. „Die letzten Wochen war nervig und darauf hat niemand mehr Lust“, geht der Ex-Hamburger davon aus, dass die von Neururer geforderte Einstellung erneut stimmen wird. Schlicke, der unbedingt in die Beletage zurück möchte, legt kämpferisch nach: „Natürlich verfolgen wir immer noch das Ziel, aufzusteigen. Aber dafür dürfen wir uns keine großen Ausrutscher mehr erlauben. Wir müssen einfach den Rückenwind nutzen.“
Und wenn sie ihn nicht nutzen, dürfte der Wellengang an der Wedau mit Sicherheit wieder höher werden. Denn nicht nur Neururer hat keine Lust mehr, in der zweiten Liga zu versauern.