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K. Hartwig im Interview
"Im Fußball gibt es nicht viele spannende Jobs"

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Interview: Wie Hartwig zum Tausendsassa wurde

Knut Hartwig spielte als Aktiver nur zwei Jahre lang in der Zweiten Liga. Dennoch hat er so viele Facetten kennengelernt, dass viele Profis vor Neid erblassen würden.

Hartwig mimte im „Wunder von Bern“ den Fritz Walter, war Teil der WM 2006, arbeitete anschließend als persönlicher Referent von Theo Zwanziger und verantwortet heute die Medienarbeit des DFB-Fußballmuseums in Dortmund. Wir unterhielten uns mit ihm über eine bewegte Karriere nach der Karriere.

Knut Hartwig, nervt es Sie, Fritz Walter zu sein?

Nein, wie könnte es? Die Filmgeschichte verbuche ich als einmaliges, tolles Erlebnis. Mich stört es nicht, wenn ich immer noch als Fritz Walter erkannt oder angesprochen werde. Und ich finde es auch nicht schlimm, wenn man mich nur darauf reduziert. Das wäre für einen richtigen Schauspieler viel tragischer.

Aber wurmt es Sie nicht, dass Ihre passable aktive Karriere dadurch fast in Vergessenheit gerät?

Ich hatte im Mai 1994 das Pech, dass ich auf dem Zenit meines Könnens eine schwere Knöchelverletzung hatte. Es war der drittletzte Zweitliga-Spieltag gegen Hertha BSC Berlin und wir hatten mit Wuppertal noch eine kleine Chance auf den Klassenerhalt. Aber dann ging in dem Spiel alles schief. Ich habe mich in der Anfangsphase verletzt, wir haben verloren und sind abgestiegen. Anschließend war ich ein halbes Jahr außer Gefecht gesetzt. Vorher hatte ich Möglichkeiten, innerhalb der zweiten Liga zu wechseln und sogar Bayer Leverkusen hatte mal im Winter angefragt. Aber das kam dann alles nicht mehr zustande. Danach war ich froh, überhaupt noch im Drittligafußball Fuß zu fassen. Aber ich bin vollkommen im Reinen mit mir und trauere dem nicht viel nach.

Sie hätten 1993 auch zum VfL Wolfsburg wechseln können.

Zu Zweitligazeiten mit dem WSV hatte ich ganz gute Phasen, in denen ich auf mich aufmerksam gemacht habe. Irgendwann kam der Anruf aus Wolfsburg, ob ich mir nicht vorstellen könnte, zu wechseln.

Zur Person Knut Hartwig (* 13. November 1969 in Münster) absolvierte für den Wuppertaler SV zwischen 1992 und 1994 71 Zweitligabegegnungen (9 Tore). Zudem spielte er unter anderem für den VfL Bochum II, Preußen Münster, Rot-Weiss Essen und den SV Herbede, bei dem er 2007 seine Karriere beendete. Heute arbeitet Hartwig als Leiter Medien & Kommunikation des DFB-Fußballmuseums in Dortmund.

Warum konnten Sie nicht?

Aus rein karrieretechnischer Sicht hätte ich den Absprung wagen können. Aber damals war Wolfsburg ein durchschnittlicher Zweitligist und ich habe es nicht so empfunden, dass ich eine große Chance verpasst hätte. Für mich kam es nicht infrage, weil ich mich in meiner Umgebung ganz gut aufgehoben fühlte. Ich wollte meine Familie und Freunde nicht missen.

Warum sind Sie nach Ihrer aktiven Karriere dann doch noch weggezogen?

Als ich von Rot-Weiss Essen nach Wuppertal zurückgekehrt bin, habe ich über ein Praktikum bei der Westdeutschen Zeitung den Quereinstieg in den Journalismus gemacht. Und irgendwann hatte ich den Kontakt zu Gerd Graus, dem Pressesprecher im Organisationskomitee für die WM 2006. Er sagte mir Anfang 2006, dass in seinem Team noch eine Stelle frei wäre. Ich musste mich von jetzt auf gleich entscheiden, für ein halbes Jahr nach Frankfurt zu gehen. Und dadurch hat sich der Kontakt zum DFB ergeben. Dass ich nach der WM übernommen wurde, war keine Selbstverständlichkeit, da das OK ziemlich groß war. Aber es war eine Stelle im Büro von Dr. Zwanziger vakant.

Wie war es, fünf Jahre lang Zwanzigers rechte Hand zu sein?

Rechte Hand, das hört sich immer so nach absoluter Vertrauensperson an. Ich würde nicht sagen, dass es so war. Seine ganz rechte Hand war seine Sekretärin Antje Wilde. Aber wir haben toll zusammengearbeitet. Ich hatte auch persönlich ein gutes Verhältnis zu Dr. Zwanziger.

Haben Sie heute noch Kontakt zu ihm?

Der hat sich naturgemäß dadurch stark reduziert, dass wir beruflich nichts mehr miteinander zu tun haben. Er hat sich auch sehr aus dem DFB zurückgezogen. Aber ich habe immerhin sein Buch mit persönlicher Widmung erhalten.

Wie haben Sie den Wirbel um das Buch erlebt?

Wenn so ein Buch veröffentlicht wird, ist damit zu rechnen, dass erst mal Aufmerksamkeit entsteht. Die Empfindlichkeiten im Fußball sind manchmal sehr extrem. Da gibt es dann erwartungsgemäß ein kleines Scharmützel mit Leuten, die sich auf den Schlips getreten fühlen. Es sind Passagen herausgefiltert worden, die das Ganze auf die Spitze treiben. Aber insgesamt ist ein ganz interessanter Einblick in die Hintergründe des täglichen Fußballgeschäfts.

Auf Seite 2: "Es ist schwierig, nach dem Karriereende Fuß zu fassen"

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