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"Dabro" im Interview
"So etwas wie der letzte Weckruf"

VfL: Dabrowski spricht im RS-Interview Klartext
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Das Desaster gegen Ingolstadt hat sich Christoph Dabrowski von der Tribüne aus erlebt. "Jeder ist für die möglichen Konsequenzen selbst verantwortlich", sagt er.

Dienstagmittag, kurz nach zwölf Uhr. RS trifft sich mit VfL-Kapitän Christoph Dabrowski zur Bestandsaufnahme. Während ein Blick aus der rewirpower-Lounge verrät, dass Stadion und Stadioncenter von Tag zu Tag wachsen, zeigten sich beim VfL-Team 2010/2011 nicht nur am letzten Samstag größere Auflösungserscheinungen.

Da wäre das Pokal-Aus in Offenbach. Zudem gelangen gerade einmal fünf Siege in 13 Zweitliga-Spielen und der aktuelle Platz zwölf zeigt an, dass das Aufstiegsziel in unerreichbare Ferne gerückt ist.

Herr Dabrowski, gibt es in Ihrer Mannschaft Auflösungserscheinungen?

Wenn man die letzten Spiele betrachtet, hat man nicht viele Argumente, die dagegen sprechen. Es ist momentan eine verdammt schwierige Situation für den ganzen Verein, aber auch für die Mannschaft. So ein Auftritt wie zuletzt ist einfach unerklärlich. So etwas darf einfach nicht passieren. Jetzt haben wir am Freitag schon das nächste Heimspiel in dem wir uns zwingend anders präsentieren müssen.


Wegen einer Gelbsperre haben Sie die Partie gegen Ingolstadt mit Ihrer Familie auf der Tribüne erlebt. Welche Gedanken gingen Ihnen da in der Anfangsphase durch den Kopf?

Zunächst einmal war ich geschockt und sprachlos, denn solche Fehler sind einfach unerklärlich. Ich denke, so etwas hat mit der Einstellung und der Konzentration zu tun, und die hat mir in der Anfangsphase einfach gefehlt. Das ist sehr enttäuschend, aber für niemanden erklärbar.

Damit hat die Mannschaft den Verein in eine prekäre Situation gebracht. Haben Sie Verständnis dafür, dass momentan viele Anhänger einfach keine Lust mehr haben, ins Stadion zu gehen?

Ja, absolut. Denn mit solchen Spielen wie gegen Ingolstadt vergraulst du auch noch die letzten treuen Fans, die immer noch an uns glauben und die uns auch in schlechten Zeiten unterstützen. Deshalb müssen wir uns auch nicht wundern, wenn unsere Anhänger irgendwann auf die Barrikaden gehen oder, was noch viel schlimmer ist, einfach zuhause bleiben. Ich denke, wenn wir uns in den nächsten Spielen nicht deutlich steigern, dann sind die Verantwortlichen zu personellen Konsequenzen quasi gezwungen.

Der Trainer hat bereits personelle Konsequenzen in der Winterpause angekündigt. Bis zu einem halben Dutzend Spieler sollen aussortiert werden.

Auch dafür habe ich Verständnis. Es liegt doch an jedem Spieler selber, was passiert.

Friedhelm Funkel kündigte bereits Konsequenzen an (Foto: firo).

Friedhelm Funkel ist seit Juni hier und konnte sich ein Bild von der Mannschaft machen. Aber leider haben viele das Trainerteam, die Mitarbeiter und vor allem unsere Anhänger enttäuscht und nicht das abgerufen, was eigentlich notwendig gewesen wäre. Fakt ist: Es sind viel zu viele, die das nicht geschafft haben. Und deshalb ist jeder für die nun möglichen Konsequenzen auch selbst verantwortlich.

Glauben Sie, dass die verschärften Bedingungen, die seit Wochenbeginn herrschen, von Erfolg gekrönt sind?

Das ist schwer zu sagen. Für mich persönlich ist das so etwas wie der letzte Weckruf von Vorstand und Trainer. Jetzt müsste auch der Letzte begreifen, worum es geht: Nämlich um seinen Arbeitsplatz und die eigene Zukunft. Wenn so etwas einen Profi nicht wachrüttelt, dann gibt es nicht mehr viele Möglichkeiten.

Wie ist zu Wochenbeginn die Aufarbeitung des Ingolstadt-Spiels erfolgt?

Wir hatten gleich am Montag nach dem Training eine fast zweistündige Video-Sitzung, haben uns das ganze Spiel noch einmal angeschaut. Da gab es dann auch keine Ausreden mehr, weil die Fehler uns noch einmal deutlich vor Augen geführt wurden. Außerdem hat der Trainer die Dinge knallhart und unmissverständlich bei der Analyse angesprochen und gesagt, dass er bis Weihnachten genau hinschaut, wie sich der ein oder andere präsentiert.

Fünf Trainer in anderthalb Jahren und jetzt schon wieder „Funkel raus!“-Rufe im Stadion...

Über den Trainer zu diskutieren, ist hier völlig fehl am Platz. Wir Spieler sind in der Verantwortung. Es kann doch nicht sein, dass bei uns zu viele Spieler sind, die ständig mitgezogen werden müssen. Sprichst du das an, zeigt jeder Einsicht, aber es muss auch auf dem Platz sichtbar sein. Solche Ansprachen verpuffen leider allzu oft. Ich bin sicher, dass es bei uns derzeit eine reine Einstellungs- und Mentalitätssache ist. Dabei verlangen unsere Anhänger von uns doch wirklich keine Wunderdinge und sind doch schon zufrieden, wenn wir gegen Ingolstadt das Anschlusstor erzielen und Einsatz sowie Leidenschaft vermitteln. Für uns ist es jetzt fünf vor Zwölf und deshalb sollten wir die Antwort endlich auf dem Platz geben. Denn die Leute sind es einfach leid, die ganze Woche von uns irgendwelche Floskeln zu hören, wenn anschließend auf dem Rasen nichts passiert.

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