Borussia Dortmund kann es also doch: Im siebten Liga-Spiel nach dem Auftaktsieg gegen den 1.FC Köln gelang dem BVB beim 1:0 (1:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach ein erster Schritt aus der Krise. Die „Fohlen“ müssen sich dagegen nach der fünften Pflichtspielpleite in Folge mit dem Gedanken anfreunden, über die gesamte Spielzeit im Tabellenkeller aufzuhalten.
„Ich bin sehr, sehr zufrieden und erleichtert, was das Ergebnis angeht“, atmete BVB-Coach Jürgen Klopp nach dem zweiten Saisonerfolg - den ersten auf fremden Plätzen - tief durch, während Gladbachs Coach Michael Frontzeck enttäuscht bilanzierte: „Das war ein sehr bitterer Abend für uns. Es ist charakteristisch für uns, dass der Gegner mit seinem ersten Schuss direkt ein Tor macht.“
Dem Dortmunder Treffer durch Lucas Barrios in der 38.Minute ging zwar nicht der erste BVB-Schuss des Spiels voran, dennoch traf der „Fohlen“-Trainer mit seiner kurzen Analyse den Kern des Spiels. In einem spielerisch sehr dürftigen Match hatten sich beide Teams zuvor in Harmlosigkeit fast überboten. Kaum ein Pass fand seinen Weg zu den lauernden Stürmern, auf beiden Seiten fehlte nach den schwerer Vorwochen der Mut, auf Risiko zu spielen.
„Es war nicht zu erwarten, dass wir die Sterne vom Himmel spielen“, zeigte Klopp Verständnis für die vorsichtige Spielweise seines Teams, die der 42-Jährige auch auf das Alter der Beteiligten zurückführte: „Wir hatten eine sehr junge Truppe auf dem Eis, aber ich denke, sie hat es sehr ordentlich gemacht.“
In der Tat kehrte nach Barrios‘ Treffer der Spielwitz in die Knochen der Dortmunder Kreativabteilung zurück. Auf einmal trauten sich Nuri Sahin und Tamas Hajnal, die in Hälfte eins nur selten aufgefallen waren, ihre Mitspieler auch einmal riskanter in Szene zu setzen, und einen schnelleren Weg zum gegnerischen Tor zu suchen.
Von Gladbach dagegen kam viel zu wenig, um eine Wende zu erzwingen. Erst als der BVB durch Nelson Valdez und Jakub „Kuba“ Blaszczykowski zwei hundertprozentige Konterchancen liegen ließ und damit die endgültige Entscheidung verpasste, versuchten die „Fohlen“ noch einmal ihr Heil in der Offensive. Wir haben zum Schluss alles probiert, um noch den Ausgleich zu erzielen. Aber man hat gemerkt, dass da sehr viel Schwere mit im Spiel war“, bilanzierte Frontzeck, bevor auch er das Alter seiner Mannschaft als Ursache anführte: „Wir haben ein junges Team, das im Winter und Sommer neuzusammengestellt wurde. So etwas ist generell eine schwierige Situation, die nicht immer so leicht läuft, wie es uns in den ersten Wochen geglückt ist.“
Auch beim BVB ist die spielerische Leichtigkeit der früheren Auftritte unter Jürgen Klopp noch nicht wiedergekehrt. Ein erster Schritt aus der Krise ist mit dem Dreier jedoch getan. Und das war an diesem Samstagabend wichtiger, als schönen Fußball zu zeigen, wie Klopp unterstrich: „Wir hatten uns vorgenommen, kein Tor zu bekommen und eins zu schießen. Das ist uns geglückt.“ Was man mit Minimalistenfußball erreichen kann, lässt sich momentan ja in Dortmunds unmittelbarer Nachbarschaft beobachten. Es wirkte fast so, als hätte sich Klopps Truppe in Gladbach ein Beispiel am ungeliebten Rivalen genommen. Aber: Der Erfolg rechtfertigt manchmal eben auch unpopuläre Mittel.