Bundesliga-Schiedsrichter Felix Brych ist ein großer Befürworter des Videobeweises. „Ich würde ohne VAR (Video Assistant Referee) gar nicht mehr auf den Platz gehen und pfeifen“, sagte der 48-Jährige in einer Talkrunde beim Pay-TV-Sender Sky. Der Fußball sei deutlich komplexer geworden als früher, die Zweikämpfe würden enger geführt, daher sei er „froh, diesen doppelten Boden zu haben“. Zuletzt hatte vor allem eine krasse Abseits-Fehlentscheidung beim Spiel des FC Liverpool gegen Tottenham für Aufsehen gesorgt.
In der Premier-League-Partie am 30. September war ein Treffer von Liverpools Luis Diaz in der 34. Minute wegen Abseits aberkannt worden. Auch nach der Überprüfung durch den Videoschiedsrichter blieb die Entscheidung bestehen - zu Unrecht. Der englische Schiedsrichter-Verband PGMOL räumte eine „erhebliche menschliche Fehlentscheidung“ ein.
„Das darf natürlich wirklich nicht passieren“, kommentierte Brych, „da haben sie das Falsche geprüft.“ Zudem sei der Prozess zu schnell beendet worden, monierte er. Brych plädierte dafür, sich notfalls mehr Zeit zu lassen, um zur richtigen Spielentscheidung zu kommen. „Irgendwelche Kröten müssen wir einfach schlucken“, sagte Brych, der 2013 ein Phantom-Tor des damaligen Leverkuseners Stefan Kießling in Hoffenheim zu Unrecht anerkannt hatte. Damals hatte es noch keine Videoschiedsrichter gegeben.
Brych gab zu, dass bei ihm das Stresslevel hoch sei, wenn er während eines Spiels an den Spielfeldrand gerufen werde, um sich eine Szene auf den Monitoren noch einmal anzuschauen. „Wenn ich rauslaufe, weiß ich, ich habe potenziell einen Fehler gemacht. Das ist auch kein tolles Gefühl.“ Aber „letztlich bin ich danach immer heilfroh, wenn ich die zweite Chance bekommen habe“.