Seinen Plan für den Weg zurück in die Weltspitze hatte Sami Khedira bereits in der Schublade. Und eigentlich, so schien es, stand die Unterschrift beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Sportchef unmittelbar bevor - überraschend platzten die Verhandlungen nun wohl doch. Dennoch geht die schleppende, seit Monaten andauernde Suche des krisengeplagten DFB trotz der gescheiterten Gespräche mit dem Rio-Weltmeister offenbar auf die Zielgeraden.
DFB-Boss Bernd Neuendorf habe das Verbandspräsidium in einer Video-Schalte darüber unterrichtet, dass Khedira das Erbe des ehemaligen Direktors Oliver Bierhoff nicht antreten werde. Als Gründe dafür nannte die Sport Bild unterschiedliche Vorstellungen über das Gehalt, die Strukturen und den Einfluss Khediras. Laut Frankfurter Rundschau (FR) könnte der DFB aber schon zum Start in die kommende Woche einen Alternativplan präsentieren.
Weniger als ein Jahr vor der wichtigen Heim-EM soll demnach Hannes Wolf (42), ehemaliger Bundesliga-Coach und heutiger DFB-U20-Trainer, als Technischer Direktor eingesetzt werden und als Kopf eines neuen Kompetenzteams fungieren. Die Verantwortung würde dann auf mehrere Schultern verteilt werden, laut FR stehen auch die Ex-Profis Hanno Balitsch und Sandro Wagner, beide bereits im Verband aktiv, bereit. Der DFB wollte sich auf SID-Anfrage nicht zu den Medienberichten äußern.
Khedira (36), der als heißester Kandidat für den Topjob galt, habe laut Sport Bild „mindestens einen Mitarbeiter“ mitbringen wollen und Gehaltsvorstellungen präsentiert, die den finanziell schwer angeschlagenen DFB weiter belastet hätten. Nach der EM-Endrunde 2024 in Deutschland hätte er auch den Nationalmannschaftsdirektor Rudi Völler beerben können, wollte sich die Nachfolge aber wohl bereits jetzt fest zusagen lassen.
Vor dem Bericht über die gescheiterten Verhandlungen hatte Khedira einen kritischen Blick auf den Verband geworfen - und für den Weg zurück in die Weltspitze für umfangreiche Reformen plädiert. Dabei forderte er ein schnelles Umdenken im Nachwuchsbereich, zudem äußerte der frühere Mittelfeldspieler große Bedenken mit Blick auf die Chancen der Nationalmannschaft bei der EM.
Den Einfluss, den Khedira sich erhofft hatte, wollte der DFB ihm offenbar nicht zugestehen. Während der Verband die Schuld wohl beim ehemaligen Nationalspieler sieht, berichtet die Sport Bild von Unmut aus den Reihen der Vereine. Ein namentlich nicht genannter Klubboss kritisierte, es könne nicht sein, dass Khediras Verpflichtung „an 100.000 Euro scheitert“.
Nach den sportlichen Enttäuschungen durch das Männerteam, die U21 und jüngst die DFB-Frauen reißen die Schlagzeilen um den DFB nicht ab. Seit Monaten verweist Neuendorf auf laufende Gespräche und eine zeitnah bevorstehende Einigung in der Sportdirektoren-Suche. Doch die finanziellen Probleme schränkten den Spielraum ein, die personellen Baustellen belasten den Verband.
Zumal spätestens seit dem WM-Debakel der Fußballerinnen um Alexandra Popp auch noch ein hauptverantwortlicher Experte für die sportlichen Belange im Frauenfußball gesucht wird. Laut FR gilt Joti Chatzialexiou, bislang Sportlicher Leiter der DFB-Nationalteams, als Kandidat für die Stelle, die nach dem Vorrunden-Aus in Australien unter anderem Popp oder DFB-Vize Celia Sasic gefordert hatten.