Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung der VfL Bochum, lässt es sich nicht nehmen, im Trainingslager des VfL vor Ort zu sein. Im zweiten Teil unseres Interviews spricht er über das neue Trikot, wie in Bochum investiert wird und welche Baustellen angegangen werden müssen.
Das neue Trikot kommt auch an. Wie beurteilen Sie das?
Der Verkauf sprengt alle Erwartungen. Am ersten Tag gab es 1500 verkaufte Trikots, früher haben wir im Jahr 6000 Stück verkauft. Das Design kommt an, es ist nichts neumodisches. Mizuno ist eine absolute Traditionsmarke, vielleicht noch nicht im Fußball. Aber in Asien sind sie hoch angesehen, jetzt wollen sie durch den VfL bekannter werden. Das ist für Bochum wirtschaftlich sehr attraktiv, die Qualität ist top. Und wir haben im Gegensatz zu Nike ein Gestaltungsrecht, das sonst nur große Vereine haben.
Die Transfereinnahmen bedeuten für den VfL eine Rekordsumme. Wo wird beim Investieren nun der Schwerpunkt gesetzt?
Es ist tatsächlich so, dass wir den Lizenzetat massiv erhöht haben. Das haben wir versprochen, da haben wir Wort gehalten. Das war auch unabhängig von den generierten Transfereinnahmen. Der ist eigentlich schon ausreichend für eine erfolgreiche Saison. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir in der Corona-Zeit fast sieben Millionen Euro an Staatshilfen aufgenommen haben, die wollen wir zurückzahlen. Man weiß auch nicht, was Corona in der Zukunft bringt, daher brauchen wir Liquidität auf der Seite. Bedeutet für uns: nicht alles ausgeben. Dann kommt es, dass wir Ablösen zahlen, die wären bei einem Abstieg futsch. Und wenn sie nicht futsch sind, dann will der Spieler eine Ausstiegsklausel, das heißt, das Risiko bleibt beim Klub. Man muss auch schauen, dass das Gehaltsgefüge nicht zerstört wird. Wir können jetzt nicht sagen, wir haben so viel Geld und holen Akteure, die 50 Prozent mehr verdienen als unsere Leistungsträger. So funktioniert eine Kabine nicht, das wären auch nicht unsere Werte, das Geld einfach auszugeben. Das geht vielleicht bei einem Managerspiel auf dem Computer, aber in der Realität ist das alles viel komplexer. Man kann sich auch mit Geldausgeben einiges kaputt machen. Unsere Stärke ist die Gemeinschaft, Geld kann die auch vergiften. Alles muss wohlüberlegt sein. Wir haben ausreichend Geld, um eine Mannschaft zu stellen, die auch in der Liga bleibt.
Wo sehen Sie die Baustellen der Zukunft abseits vom sportlichen Bereich?
Der Investitionsstau muss weiter abgearbeitet werden. Wir haben in diesem Jahr über vier Millionen Euro in Projekte und die Infrastruktur investiert. Das wird so weitergehen müssen, denn der Stau hat fast zehn Jahre angedauert. Da gibt es etliche Bereiche, wo wir noch was tun müssen. Wir müssen auch als Klub wachsen, sprich in der Verwaltung, um qualitativ besser zu werden - egal ob in der Bundesliga oder der 2. Bundesliga. Uns fehlt ein Trainingsplatz im Talentwerk, das kostet über eine Millionen Euro. Wir haben die Kabinen verbessert bei den Profis, da ist noch Luft nach oben, um Verhältnisse zu schaffen, die bei anderen Klubs Standard sind. Das ist ein sehr umfangreiches Thema. Wir werden versuchen, das Geld sinnvoll einzusetzen. gp / cb