Probleme bei der Suche eines griffigen Titels sollte es nicht geben. „Bundesliga-Bowl“ würde sich für das Finale der Play-offs in der Fußball-Eliteklasse fast schon aufdrängen. Abwegig erscheint dieses Szenario jedenfalls nicht mehr - nach dem überraschenden Vorstoß von Serienmeister Bayern München ist die Debatte um K.o.-Spiele als Mittel gegen die Langeweile an der Spitze voll entbrannt.
„Ich finde es spannend, über neue Modelle wie Play-offs für die Bundesliga nachzudenken“, sagte der Münchner Vorstandsboss Oliver Kahn im kicker: „Ein Modus mit Halbfinals und Finale würde Spannung für die Fans bedeuten. Es macht also Sinn, so einen Gedanken durchzuspielen.“
Dass ausgerechnet der größte Profiteur des bisherigen Systems den jüngsten Denkansatz der neuen Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) teilt, erscheint auf den ersten Blick fast schon wie ein Angriff auf die eigenen Interessen. Schließlich konnten die Bayern aufgrund ihrer unangefochten finanziellen Vormachtstellung im regulären Ligabetrieb seit 2012 nicht mehr vom Sockel gestoßen werden.
Doch der Branchenprimus scheint zu wissen, dass Langeweile auf Dauer auch schlecht für das eigene Geschäft ist. Die neue DFL-Chefin hat das ebenfalls erkannt. „Es gibt für mich keine heiligen Kühe“, hatte Donata Hopfen der Bild am Sonntag gesagt: „Wenn uns Play-offs helfen, dann reden wir über Play-offs.“
Damit emanzipiert sich Hopfen von ihrem Vorgänger Christian Seifert. Der Ex-Boss hatte K.o.-Partien noch vor zwei Jahren als einen „Kulturbruch“ bezeichnet, der nur bei breiter Zustimmung von Klubs und Fans eine Chance hätte.
Genau deshalb erscheint es fraglich, ob es tatsächlich in naher Zukunft zum ersten Mal seit 1963 (3:1 für Borussia Dortmund gegen den 1. FC Köln) ein Endspiel um die deutsche Meisterschaft geben wird. Neben der Ablehnung der Fanvertretungen regt sich auch in der Liga Widerstand gegen den Vorstoß.
„Es ist bezeichnend, dass über ein neues Spielformat gesprochen wird, anstatt die tatsächlichen Probleme anzugehen, die zu einem fehlenden Wettbewerb an der Spitze führen“, ließ die Fanvereinigung „Unsere Kurve“ den SID wissen: „Wir brauchen keine neuen Formate und Wettbewerbe, die durch noch mehr Vermarktung mehr Geld in den Fußball spülen.“
Für Geschäftsführer Rudi Völler von Bayer Leverkusen sind Play-offs „ein völlig falscher“ Ansatz: „Ich bin absolut dagegen.“ Ähnlich positionierten sich bei einer kicker-Umfrage Eintracht Frankfurt, Union Berlin, Arminia Bielefeld, der VfL Bochum, die SpVgg Greuther Fürth und Hertha BSC.
Zahlreiche Trainer können Play-offs kaum etwas abgewinnen. „Wäre es jedes Jahr eng, würden wir uns mit keinem Wort darüber unterhalten, weil wir alle diesen reinen Wettbewerb besser finden“, äußerte Bo Svensson vom FSV Mainz 05. Ähnlich argumentieren Christian Streich (SC Freiburg) und Adi Hütter (Borussia Mönchengladbach).
„Ich kann die Gedanken nachvollziehen, wie man die Liga attraktiver machen will“, sagte Streich: „Aber ich finde es, so wie es ist, am gerechtesten und mit der größten Aussagekraft.“ Hütter wirft die Frage auf, ob es „fair ist“, wenn der „Vierte, der möglicherweise schon 15 Punkte hinter dem Ersten ist, die Chance hat, Meister zu werden.“
Etwas aufgeschlossener zeigt sich Borussia Dortmund. „Dass ich nie ein Freund von Play-offs war, ist bekannt“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Aber es darf unter Berücksichtigung der jeweiligen Gesamtsituation mit Blick auf die Spielmodi keine grundsätzlichen Denkverbote geben.“
Tatsächlich will die DFL ohne große Verzögerung in Beratungen mit den Vereinen einsteigen - obwohl ein neuer Modus aufgrund der Rechtevergaben frühestens ab der Saison 2025/26 möglich wäre.