Knapp 13 Monate liegt die Entlassung von Lucien Favre als Trainer bei Borussia Dortmund zurück. Nach zweieinhalb Jahren im Amt zogen die BVB-Bosse am 13. Dezember 2020 die Reißleine. Einen Tag zuvor hatten die Schwarz-Gelben sich eine deftige 1:5-Klatsche gegen den VfB Stuttgart abgeholt.
Diese Niederlage kann sich der Schweizer bis heute nicht erklären. „Es ist schade, denn wir hatten uns zuvor für die Champions League qualifiziert, sind dort Gruppenerster geworden, und drei Tage später steht es zur Halbzeit 1:1 gegen Stuttgart“, blickte der 64-Jährige in einem Interview mit „L’Équipe“ zurück.
"Wir machten erbärmliche Fehler"
In Halbzeit zwei lief dann allerdings alles gegen die Dortmunder. “Wir machten erbärmliche Fehler, und es ging Schlag auf Schlag“, erinnerte sich Favre. Die Stuttgarter nutzten diese Fehler eiskalt aus und feierten einen deutlichen 5:1-Auswärtssieg. „Nach einer Weile muss man sich damit abfinden. Man versucht immer, die Fehler zu korrigieren, aber es ist schwierig“, haderte Favre.
Trotz der guten Champions League Gruppenphase könne Favre verstehen, dass die Dortmunder sich nach dem Debakel für eine Trennung entschieden haben. „Es ist Dortmund und du verlierst zu Hause 1:5“, zeigte er sich wenig überrascht.
In seiner Zeit in Dortmund sammelten die Dortmunder im Schnitt 2,01 Punkte pro Partie. Eine Quote, die in diesem Jahrhundert nur Thomas Tuchel übertreffen kann (2,09 Punkte). Dementsprechend sei Favre auch zufrieden mit seiner Arbeit im Ruhrpott. „Wir haben uns dreimal für die Champions League qualifiziert, wurden zweimal Zweiter gegen die Bayern, die zu diesem Zeitpunkt unaufhaltsam waren.“
Favre schwärmt von Haaland
Was allerdings ausblieb waren Titelgewinne. Favre konnte mit in Dortmund nur den Supercup 2019/20 in die Höhe stemmen. Zu wenig für die Borussen und ein weiterer Grund für die Trennung. Auch Superstar Erling Haaland konnte diese nicht mehr verhindern. Zur Zeit der Entlassung laborierte der Norweger an einer Muskelverletzung.
„Er war unentbehrlich geworden und war in der Zeit, in der ich wegging, verletzt,“ erinnerte sich Favre, der große Stücke auf seinen ehemaligen Stürmer hält. „Er hat so viel Kraft, wenn er zwischen den Innenverteidigern in die Tiefe geht, kann man ihn nicht mehr aufhalten. Er hat große Fortschritte gemacht, er ist ein großer Arbeiter mit einer super Mentalität und jemand, der immer gewinnen will. Es war ein toller Transfer.“
Seit seinem Engagement in Dortmund ist Lucien Favre vereinslos. Zuletzt signalisierte der bundesligaerfahrene Mann allerdings wieder Interesse an einem Job als Trainer.