Im deutschen Profifußball werden die Ärmel hochgekrempelt - und das nicht nur im übertragenen Sinn. Bei einer gemeinsamen Aktion der Zweitligaklubs am 2. Spieltag ließen die Spieler beim Einlaufen ihren rechten Bizeps aufblitzen, um an die Impfbereitschaft der Fans zu appellieren. Die Klubs wollen endlich zurück zur Normalität, doch eine dritte „Corona-Saison“ in Folge ist nicht mehr zu vermeiden.
Schon jetzt, kurz vor dem Start der ersten Runde im DFB-Pokal, hat die Pandemie dem Profifußball wieder seine Grenzen aufgezeigt. Das Pokalspiel von Rekordsieger Bayern München beim Bremer SV kann nach drei Fällen beim Fünftligisten nicht wie geplant am Freitag stattfinden. Borussia Dortmund musste das geplante öffentliche Training am Dienstag wegen positiver Tests von Thomas Meunier und Julian Brandt absagen. Auch bei den Bayern, beim VfB Stuttgart, der TSG Hoffenheim und Eintracht Frankfurt wurde die Vorbereitung durch Coronafälle gestört.
Dortmunds Pokalspiel am Samstag beim Drittligisten Wehen-Wiesbaden ist nach aktuellem Stand zwar nicht gefährdet, das Team durfte am Mittwoch bis auf die positiv Getesteten hinter verschlossenen Türen normal trainieren. Doch bei einem weiteren Fall könnte das Gesundheitsamt sein Veto einlegen. Ein solches Bangen dürfte in den kommenden Monaten fast schon zur Routine werden.
Die Inzidenzzahlen steigen deutschlandweit, und damit auch die Fallzahlen im Profifußball - obwohl mittlerweile mehr als die Hälfte der Bevölkerung geimpft ist. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) nennt keine konkreten Impfzahlen aus den Klubs, doch die Verantwortlichen dürften mit Vehemenz auf den Picks gedrängt haben. BVB-Mannschaftsarzt Lars Lippelt sprach kürzlich von einer „hohen Quote von 90 Prozent, die erstgeimpft sind“. Und trotzdem gab es nun zwei Fälle im Team.
Die aggressive Delta-Variante sorgt dafür, dass es auch doppelt Geimpfte erwischt. Sie weisen in der Regel deutlich weniger Symptome auf und können Corona aufgrund einer geringeren Viruslast wohl auch seltener weitergeben. Medizinisch spräche wohl in den seltensten Fällen etwas gegen einen Einsatz - doch der Profifußball wird sich hier nicht über die behördlichen Verordnungen hinwegsetzen können.
Auch in der neuen Saison wird es zahlreiche Quarantänen geben, für einzelne Spieler und auch für ganze Teams - so wie beim Bremer SV. Statt das „Spiel des Jahrzehnts“ gegen Robert Lewandowski und Co. zu bestreiten, sitzen die Amateure vorerst in den eigenen vier Wänden fest. „Die Spieler sind sehr getroffen und traurig, weil sich alle darauf gefreut haben“, sagte Peter Warnecke, der 1. Vorsitzende sowie Hygienebeauftragter des Bremer Klubs, dem SID.