Robert Tesche, nach einigen Wochen, die seit dem Aufstieg vergangen sind: Ist das für Sie alles schon Realität, dass Sie im Herbst Ihrer Profikarriere plötzlich noch einmal Erstligaspieler sind? Es ist natürlich schön, dass wir es geschafft haben, da bin ich auch stolz drauf. Aber es wird, denke ich, erst richtig real, wenn wir das erste Spiel beim VfL Wolfsburg haben. Dann wissen wir, dass wir als VfL Bochum 1848 wieder in der Ersten Liga spielen.
Sie haben eine Erstliga-Vergangenheit. Hätten Sie sich erträumen können, dass Sie noch einmal höher als Bremen, Schalke und Hamburg spielen? Ehrlich gesagt war nicht davon auszugehen. Umso schöner ist es, dass es nun tatsächlich dazu kommt. Die Bundesliga ist etwas ganz Besonderes - in meinem Alter, aber natürlich auch für junge Spieler.
Für so manchen Außenstehenden wirkte es so, als sei die letzte Saison für Sie eine Saison wie im Märchen gewesen. Sie wurden vom "kicker" zum herausragenden Mittelfeldspieler im Defensivbereich gekürt, kurz vor Ihrem Mannschaftskollegen Anthony Losilla. Robert Zulj als Offensivmann dazugezählt, waren Sie drei das Herzstück des VfL-Mittelfelds, dazu Ihre herausragende Torquote. Mussten Sie sich nach der Saison einmal in den Arm kneifen? Nein, das musste ich nicht. Aber natürlich war das alles für mich auch etwas Neues, so viele Tore zu schießen. "Toto" (Losilla, d. Red.) kenne ich jetzt, auch was das Fußballerische angeht, schon länger. Robbie Zulj hat offensiv die Fäden gezogen, "Toto" und ich haben unseren Job gemacht. "Manu" (Manuel Riemann, d. Red.) hat vom Tor aus die Viererkette geleitet. Aber Danilo (Soares, d. Red.) hat sich auch perfekt mit mir abgestimmt. Das alles hilft natürlich extrem auf dem Platz.
Sie haben in Ihrem Fußballerleben schon sehr viel erlebt. War es trotzdem etwas ganz Besonderes, mit der Schale vor dem Bochumer Oberbürgermeister zu sitzen? Es ist für mich wunderschön, einmal einen Titel geholt zuhaben. Das war ja auch das erste Mal, dass ich einen Aufstieg miterleben durfte. Jetzt heißt es trotzdem, das alles abzuhaken und die Vorbereitung zu spielen. Wir müssen uns gut auf die Bundesliga vorbereiten, damit wir nicht nur ein Jahr, sondern länger drinbleiben.
Was waren für Sie die Schlüsselmomente oder der Schlüsselmoment der Saison? Ihr Siegtor gegen Hannover zum 4:3 in der Nachspielzeit? Das erste Mal, wo wir wirklich gesehen haben, dass wir gute Qualität haben, war in Hamburg (3:1, d. Red.). Dort haben wir als Mannschaft auch defensiv gut funktioniert. Da haben wir auch das erste Mal unser erfolgreiches Pressing gut durchgekriegt. Das Spiel gegen Hannover - das war natürlich ein ganz wichtiger Dreier, den wir da kurz vor Schluss eingefahren haben. Aber am letzten Spieltag, wo ich leider nicht auf dem Platz dabei sein konnte (Gelbsperre, d. Red.), hieß es immer noch "Hop oder Top". Hätten wir das Spiel verloren, wären wir unter Umständen nicht dabei gewesen. Also war es auch wichtig, dass wir das 3:1 gegen Sandhausen über die Bühne gebracht haben.
Im VfL-Kader haben Sie die meiste Erstligaerfahrung von allen. Was werden Sie den jungen Spielern mitgeben? Ist Platz 15 so viel Wert wie die Meisterschaft, oder sogar noch mehr? Platz 15 würde ich auf jeden Fall unterschreiben. Für uns geht es in jedem Fall darum, nicht abzusteigen. Das ist unser Ziel, daran werden wir gemessen. Die jungen Spieler müssen verstehen, dass es jetzt noch mehr bestraft wird, wenn man Fehler macht. In der Bundesliga werden Fehler brutal bestraft, in der Zweiten Liga hast du manchmal Glück, dass sie nicht direkt zum Gegentor führen. Also gilt es, die Konzentration hochzuhalten, um wirklich Erfolg zu haben.
Trainer Thomas Reis hat die Zweite Liga als "Mentalitätsliga", die Bundesliga als "Qualitätsliga" bezeichnet. Können Sie das unterschreiben?
In der Zweiten Liga entscheiden jedes Spiel ein paar Prozentpunkte, ob du verlierst oder gewinnst. Jeder gibt immer Vollgas, kleine Unterschiede zählen, ob dein Ball rein geht oder nicht. In der Bundesliga ist natürlich auch Mentalität gefragt, ohne Zweifel. Aber dort gibt es Spieler, die jedes Spiel den Unterschied machen können - und das ist dann normal für die. Für uns wird es entscheidend sein, diese Spieler mit so einer Qualität vernünftig mit unserer Körperlichkeit zu bearbeiten und dann über den spielerischen Aspekt auch selber gefährlich nach vorne zu spielen und Tore zu schießen.
Nach welcher Paarung haben Sie im Spielplan zuerst geguckt? Welches Spiel in der Bundesliga bringt Ihr Blut besonders in Wallung? Natürlich guckt man sich das erste Spiel an, da dieses nach der Vorbereitung als Start ins "reale Leben" natürlich sehr wichtig ist. Mit Wolfsburg haben wir da einen sehr starken Gegner. Aber nach Bayern oder Dortmund schaut man dann natürlich auch.
Und ihr Ex-Verein Arminia Bielefeld? Das ist natürlich auch ein guter Verein (lacht). gp / lp