Auch am Tag nach dem Trainingsstart sorgte das Verhalten von Sebastian Rudy beim Neu-Zweitligisten FC Schalke 04 immer noch für Unverständnis. Der 31-Jährige hatte mit Verweis auf seinen bis 30. Juni gültigen Leihvertrag bei der TSG Hoffenheim den Corona-Test geschwänzt - im Profifußball ist ein solcher Boykott ein Verstoß gegen sämtliche moralische Prinzipien. Dass es auch anders geht, zeigt Torwart Markus Schubert.
Auch der 22-Jährige hat eigentlich noch einen bis 30. Juni gültigen Leihvertrag - bei Eintracht Frankfurt. Er hat sogar die Genehmigung für ein paar Tage Sonderurlaub, da er mit der U21 an der EM teilnahm. Schubert aber verzichtet darauf. Er steht am Donnerstag beim ersten Training mit dem neuen Torwarttrainer Wil Coort nach Informationen dieser Zeitung auf dem Rasen. Sky hatte darüber zuerst berichtet.
Noch während er bei der Eintracht auf der Bank saß, hatte "Schubi" einige Kampfansagen formuliert. Klar ist: Der Torwart ist sehr, sehr motiviert, sich im zweiten Anlauf bei den Königsblauen durchzusetzen. "Ich will natürlich spielen", hatte Schubert gesagt. Gerade nach den Torwart-Problemen der Schalker in der Vorsaison wittert er seine Chance. Platzhirsch Ralf Fährmann war in der Endphase der Saison und hatte mit etlichen kleinen Verletzungen zu kämpfen. Möglicherweise war die Sommerpause zu kurz, um alle auszukurieren. Auch Wil Coort hat nach WAZ-Informationen intern bereits anklingen lassen, dass Fährmann nicht automatisch als Stammtorwart in die Vorbereitung geht.
Das alles spricht dafür, dass Schubert eine realistische Chance bekommt. Die Bereitschaft, sich ausleihen oder verkaufen zu lassen, ist bei ihm genau wie bei Fährmann gering. Lose Anfragen gibt es - Schubert aber konzentriert sich komplett auf die Königsblauen. Das hat auch mit einer hohen Identifikation zu tun. Zu Beginn der Corona-Pandemie besuchte er auf Eigeninitiative ein Senioren- und Pflegeheim in Gelsenkirchen, er war als einer der ersten bereit, auf Gehalt zu verzichten. Auch als er für ein Jahr in Frankfurt spielte, hielt er den Kontakt zu Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle. Mit Trainer Dimitrios Grammozis unterhielt er sich am Rande des Frankfurter Auftritts auf Schalke (3:4).
Nummer zwei auf Schalke hinter Nübel und Fährmann
Nur sportlich lief es für Schubert in den vergangenen beiden Jahren gar nicht rund. Dass er nach seinem Wechsel von Dynamo Dresden nach Gelsenkirchen im Sommer 2019 zunächst die Nummer zwei hinter Kapitän Alexander Nübel sein würde, war klar. Doch schon schnell bekam er Bewährungschancen. Zu neun Einsätzen kam er in der Saison 19/20. Nachdem Nübels Wechsel zum FC Bayern feststand, sollte er zur Nummer eins aufgebaut werden - doch seine Leistungen waren nicht konstant genug. Er verlor seinen Stammplatz wieder an Nübel.
Im Sommer 2020 wollte er es dann im Zweikampf mit Ralf Fährmann erneut wissen. Doch in der Vorbereitung hatte er sehr viel Pech. Im Trainingslager in Mittersill war er oft zum Zuschauen verdammt, da er nach einem Corona-Fall im Teamkreis zur Kontaktgruppe eins zählte und in Quarantäne musste. Anschließend fehlte er wegen einer Verletzung. Trainer David Wagner ernannte Fährmann zur Nummer eins, Schubert wechselte im Tausch mit Frederik Rönnow nach Frankfurt.
Nur anderthalb Wochen Urlaub nach U21-EM
Während der Saison 20/21 wird er das häufig bereut haben: Immer wieder fehlte Fährmann verletzt oder leistete sich zu viele Patzer. Während er in Frankfurt hinter Kevin Trapp stets die Nummer zwei blieb und keine Minute spielte, wäre er auf Schalke zu einigen Einsätzen gekommen.
Diese Zeit will er nun komplett abhaken. Er ist topfit, muss konditionell nicht viel aufholen, da die U21-EM erst vor anderthalb Wochen zu Ende gegangen war. Wer steht im Tor - Fährmann, Schubert oder ein neuer Mann? Das Rennen ist eröffnet.