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Kinhöfer im Interview
„Der Schiedsrichter ist das schwächste Glied“

Interview: Kinhöfer über Gerechtigkeit
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Pfiffe, Bedrohungen und ständige Kritik – der Job als Schiedsrichter erscheint nicht besonders attraktiv. „Ist er aber doch“, betont Thorsten Kinhöfer.

Hatten Sie es von Anfang an auf eine Karriere angelegt?

Was heißt auf eine Karriere angelegt? Ich bin vom Typ her sehr ehrgeizig. Wenn ich etwas mache, dann will ich es auch richtig machen und gewinnen – ob nun beim Fußball, Tennis, oder sonstigen Sportarten. Daher habe ich mir immer wieder neue Ziele gesetzt: So schnell wie möglich in die Bezirksliga zu kommen, in die Landesliga, die A-Jugend-Westfalenliga, Verbandsliga und Amateur-Oberliga. Und so geht es immer weiter, bis man als Assistent den Sprung in den Profifußball schafft. Inwiefern ließ sich Ihr stetiger Aufstieg tatsächlich planen?

Vom F-Jugendschiedsrichter bis auf die FIFA-Liste ist eine Karriere wie vom Auszubildenden bis zum Vorstand. Dafür benötigt man auch viel Glück, wenn man bedenkt, dass von etwa 80.000 Schiedsrichtern in Deutschland nur 22 in der Bundesliga pfeifen und davon zehn den Sprung auf die FIFA-Liste erreichen können.

Der liebste Zeitvertreib Schon in jungen Jahren war Kinhöfers Tag klar strukturiert: erst Schule, dann Fußball und sonst nichts. „Für mich gab es nur Fußball, das war schon als Kind mein ein und alles. So wie andere ein Stofftier im Bett hatten, hatte ich einen Ball und ein Trikot im Bett“, verrät der Unparteiische.

Hatte Ihr Umfeld Verständnis für Ihre Leidenschaft?

Ich wurde oft gefragt, warum ich das mache. Wenn ich sonntags gepfiffen habe, war für mich am Samstag um 23 Uhr Nachtruhe. Das konnten meine damaligen Kumpels nicht unbedingt verstehen. Aber meine Eltern waren bei all meinen Spielen als Zuschauer dabei. Sie waren meine größten Fans und Förderer. Auch später ist mein Vater noch immer mitgefahren und hat aufgepasst, dass „seinem Jungen“ nichts passiert. Es ist nie etwas passiert, aber er hätte mir den Rücken frei gehalten.

Gab es einen Punkt, an dem Sie sich fragten: „Warum tue ich mir das an“?

Nein, wirklich nicht ein einziges Mal. Ich hatte schnell ein ganz gutes Standing. Es war auch früher eine harte Probe, im tiefsten Ruhrgebiet zwei Mannschaften mit unterschiedlichen Nationalitäten zu pfeifen. Aber die Aggressivität gegen Schiedsrichter war noch nicht so ausgeprägt wie heute.

Wie erklären Sie sich den Anstieg der Aggressivität?

Die Entscheidungsträger im Fußball müssen ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden. Was sie lostreten, wird von den Medien aufgenommen. Und wenn sie einen Schiedsrichter derart scharf und teilweise ohne Rücksicht auf den Menschen kritisieren und bloßstellen, hat das teilweise Auswirkungen bis in die Kreisliga C. Zudem ist es meiner Meinung nach auch ein Gesellschaftsproblem an sich. Die Aggression des Alltags wird auf den Fußball übertragen.

Würden Sie jungen Leuten heutzutage noch raten, Schiedsrichter zu werden?

Ja, absolut. Und zwar deshalb, weil es im Sport keine Tätigkeit gibt, in der die eigene Persönlichkeit besser geschult wird. Man lernt schon in jungen Jahren, Verantwortung zu übernehmen, Leute zu führen und Entscheidungen zu treffen. Das bringt einen persönlich unwahrscheinlich weiter.

Auf Seite 3: "Als Schiedsrichter muss man eine geringere Fehlerquote als die Spieler haben"

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