Lucien Favre blieb ruhig, und er schaute ganz genau hin. Mehrfach ließ sich der Trainer von Borussia Mönchengladbach bei Sky die Szene vor dem 0:1 zeigen, das letzte Mal in Superzeitlupe mit Fokus auf die Füße des Nürnbergers Mike Frantz. "Ja, Mann, das war eine Schwalbe, ganz klar", schimpfte Favre danach - mit der Ruhe war es vorbei.
Das 1:2 (0:1) beim 1. FC Nürnberg am 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga ließ die stolze Gladbacher Serie von neun Pflichtspielen ohne Niederlage reißen. Frantz und der Schiedsrichter Florian Meyer waren nicht unschuldig daran: Thorben Marx hatte seinen Fuß längst zurückgezogen, als Frantz alles dafür tat, doch noch einzufädeln. Er sei Marx "etwas komisch auf die Füße gefallen", räumte Frantz ein, "das muss man nicht pfeifen".
Dieser Ansicht war selbstverständlich auch Favre, der Meyer kritisierte. "Man muss total sicher sein, wenn man so früh einen Penalty gibt. Das ist unglaublich, dann bist du in Rückstand", sagte der Schweizer genervt. Dem Elfmetertor in der vierten Minute von Timmy Simons lief Mönchengladbach verzweifelt, aber vergeblich hinterher, am Ende stand ein Rückschlag im Rennen um die Europa-League-Qualifikation.
Nürnberg dagegen verschaffte sich im Abstiegskampf Luft. Die Mannschaft von Trainer Michael Wiesinger kämpfte, spielte phasenweise auch gut - und siegte verdient. Seit sieben Spielen ist der Club zu Hause ungeschlagen. "Wir wollten diesen Sieg unbedingt, jetzt sind wir erst mal zufrieden", sagte Wiesinger nach seinem Bundesliga-Sieg als Cheftrainer. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt acht Punkte.
In der 30. Minute hatte der Tscheche Tomas Pekhart mit seinem dritten Saisontor nachgelegt und damit auch den Druck von Wiesinger genommen. Das 2:1 von Patrick Herrmann (58.), der eine Lücke in der Nürnberger Abwehr ausnutzte, war für Gladbach zu wenig.
Die Franken waren vor 37.793 Zuschauern insgesamt das effizientere Team, denn neben den beiden Toren waren die Chancen für Nürnberg von überschaubarer Zahl. Zudem ließen die spielerischen Glanzpunkte nach der Pause merklich nach. Doch mit hohem läuferischen Aufwand und Einsatz verdiente sich der Tabellen-15. den Erfolg gegen den Lieblingsgegner vom Niederrhein. Gegen keinen Verein der Liga hat Nürnberg häufiger gewonnen.
Nach der umstrittenen Elfmeter-Szene hatte sich eine offene Partie entwickelt. Gladbach suchte über schnelle Pässe den Weg in die Spitze, war aber bis auf eine Großchance von Patrick Herrmann (8.) zumeist zu ungenau und fehlerhaft. Herrmann war dem Ausgleich allerdings nah, der zurückgeeilte Japaner Hiroshi Kiyotake rettete in höchster Not auf der Linie.
Nürnberg, ohne den an der Leiste verletzten Timo Gebhart, war zunächst vor allem über den emsigen Markus Feulner aktiv. Immer wieder wirkte die Deckung der Borussen ungeordnet, wenn der Club ein hohes Tempo anschlug. Nach gut 25 Minuten ließen allerdings beide Mannschaften etwas nach, aber die Wiesinger-Elf nutzte einen Fehlpass von Marx: Über Kiyotake gelangte der Ball blitzschnell zu Pekhart, der überlegt ins rechte Eck traf.
Gladbach, das auf den Ex-Nürnberger Havard Nordtveit (Knieprellung) und Granit Xhaka (Grippe) verzichten musste, stemmte sich durchaus gegen die Niederlage und hatte im manchen Phasen klar Feldvorteile. Gerade nach der Pause steigerte sich das Überraschungsteam der Vorsaison. Am Ende ohne Erfolg.