"Das Kartellamt hat uns signalisiert, dass mehr als ein Szenario möglich ist. Demzufolge können auch Szenarien zur Ausschreibung kommen, die keine Highlight-Berichterstattung vor 20.00 Uhr vorsehen", sagte DFL-Chef Christian Seifert nach der Versammlung der Bundesligisten und Zweitligisten am Dienstag in Frankfurt/Main. "Damit sprechen wir uns nicht gegen die Sportschau aus. Die ARD muss sich aber dem Wettbewerb stellen", sagte Seifert, der auf höhere Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte als zuletzt (412 Millionen Euro pro Jahr) hofft: "Vor dem Ende der Saison 2011/12 wollen wir einen endverhandelten Vertrag präsentieren."
Die Versammlung beschäftigte sich zudem mit dem Glücksspielstaatsvertrag und fordert in diesem Bereich weiterhin eine kontrollierte Marktöffnung, wie sie das Bundesland Schleswig-Holstein verabschiedet hat. Laut Ligapräsident Reinhard Rauball würden die Klubs zwischen 100 und 300 Millionen Euro pro Jahr aus dem dann erlaubten Sponsoring durch Sportwetten-Unternehmen einnehmen. Die DFL behält sich sogar juristische Schritte vor, falls es bis zum Januar keine Lösung gibt.
"Es ist ein Armutszeugnis, dass die übrigen 15 Bundesländer bisher keine vernünftige Lösung auf den Weg gebracht haben. So sind die Klubs weiterhin juristischen Unsicherheiten ausgesetzt", sagte Rauball: "Zudem würde der Amateur- und Breitensport in höherem Maße profitieren als es derzeit der Fall ist."
Seifert untermauerte die Klage-Überlegungen der DFL. "Wir werden nicht mehr tatenlos zusehen, wie der Spielplan missbraucht wird und jeder Wetten auf die Bundesliga abschließen kann. Wir sind bereit, juristisches Neuland zu betreten", sagte der DFL-Boss: "Der Status quo ist äußerst unbefriedigend. Wir sind kompromissbereit, behalten uns das juristische Vorgehen aber vor."
Auf der Tagesordnung der Versammlung, die erstmals seit zehn Monaten wieder zusammentraf, standen zudem die Auswirkungen der veränderten 50+1-Regel. Dort soll eine Kommission eine Regelung in Abstimmung mit dem DFB erarbeiten. "Man darf nicht vergessen, dass nur die Stichtagsregel aufgehoben wurde. Wie müssen Richtlinien erstellen, damit sichergestellt ist, dass nicht jede Würstchenbude den Verein erheblich und ununterbrochen unterstützt hat", äußerte Rauball.
Mit Blick auf die von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zukünftig vorgebenenen finanziellen Richtlinien ("Financial Fair Play") will sich die DFL nicht vollständig an die Vorgaben halten, weil die Regelungen in der deutschen Eliteklasse zum Teil bereits schärfer sind. "Laut des Financial Fair Play sind Verluste innerhalb von drei Jahren zulässig. Das beißt sich mit den zum Teil strengeren Regeln der Bundesliga", sagte Seifert: "Zudem wollen wir erstmal schauen, wie die UEFA die Regeln umsetzt."
Im sportlichen Bereich stellten sich die Ligabosse ein gutes Zeugnis aus. "Die Bundesliga ist auf Kurs, wir haben uns stabilisiert und den vierten Platz in der Champions League zurückgeholt", sagte Rauball: "Das zeigt, dass die Bundesliga in den vergangenen fünf Jahren nachweisen konnte, dass Nachhaltigkeit und Bodenhaftung die Kriterien sind, die zum Erfolg führen."