"Wir wollen keine Trainer, die das Publikum verrückt machen. Es kann nicht sein, dass die Zuschauer durch Gesten angestachelt werden. Wir werden unsere Schiedsrichter einstimmen, konsequent durchzugreifen", sagte der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichterausschusses.
Noch im Oktober hatte beim insgesamt dritten "Runden Tisch" zwischen Vertretern der Bundesliga sowie der Schiedsrichter eitel Sonnenschein geherrscht. An dem traditionellen Lehrgang in Rheinland-Pfalz nahmen neben den insgesamt 42 Schiris der Bundesliga und 2. Liga auch erstmals die 22 Referees der 3. Liga teil. Ein positives Zwischenfazit zogen die Unparteiischen in Sachen Headset, das seit dieser Saison auf freiwilliger Basis eingesetzt wird. "Es hat sich sehr bewährt. Die Kommunikation im Team wird erleichtert", meinte FIFA-Schiedsrichter Felix Brych (München). Mit Ausnahme eines Unparteiischen greifen alle auf das technische Hilfsmittel zurück.
Keine Rolle spielte nach Angaben der Teilnehmer in Mainz der neue Wettskandal. "Wir haben die Prävention nach dem Fall Hoyzer ausgeweitet. Wir tun schon wirklich alles. Führungszeugnisse und Angaben über die Finanzen werden verlangt. Aber ausschließen kann man das in keinem Bereich", betonte Roth.
Auf der Tagesordnung stand zudem die DVD-Analyse von 42 kniffligen Entscheidungen aus der Vorrunde wie umstrittene Handspiele, Platzverweise oder Abseitsstellungen. Roth: "Wir wollen, dass eine Einheitlichkeit hergestellt werden kann." Auch das Thema "Körpersprache und Außenwirkung" nahm wie bereits im vergangenen Jahr, als sogar ein Theaterregisseur einen Vortrag gehalten hatte, breiten Raum ein. Alles in allem zeigte sich Roth ungeachtet des holprigen Auftakts "sehr zufrieden" mit den Leistungen der Unparteiischen in der Vorrunde. "Wir sind sehr kritisch mit uns selbst. In den ersten Spielen wurden einige wenige falsche Entscheidungen getroffen. Das haben die elektronischen Medien zum Anlass genommen, das übertrieben darzustellen", sagte Roth. Aber man habe insgesamt keine gravierenden Fehler festgestellt. "Wir mussten diesmal keine Sondersitzung abhalten", erklärte der 67-Jährige, der den offenen Umgang der Schiedsrichter mit den Medien nach den Spielen fördert.
Bezüglich seiner Zukunft gab Roth dagegen keine Statements ab. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird er im Herbst beim DFB-Bundestag sein Amt nach 15 Jahren niederlegen. Als Nachfolger gilt der ehemalige FIFA-Unparteiische Herbert Fandel (Kyllburg), der derzeit als DFB-Schiedsrichterausschuss-Mitglied fungiert und bei der Tagung mehrere Kurse leitete.
Im Blickpunkt stand zudem Michael Kempter aus Sauldorf. Der 26-Jährige war kürzlich als bislang jüngster deutscher Referee in die Elite der FIFA-Schiedsrichter aufgestiegen. Kempter ersetzt den zurückgetretenen Fandel, muss aber noch auf seinen Auftritt auf ganz großer Bühne warten. "Michael wird langsam aufgebaut und von der UEFA wohl erst einmal für Mini-Turniere von U21-Mannschaften nominiert", erklärte Roth den weiteren Werdegang Kempters.