Nach einem Bericht der Sport Bild verheimlicht zudem ein Drittel der Sportler die Einnahme von Psychopharmaka. "Immer mehr Sportler können den mentalen Druck nicht verarbeiten und greifen zu Antidepressiva. Das ist nachgewiesen", sagte Professor Mario Thevis.
Thomas Nickel, Leiter der psychiatrischen Ambulanz im Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, macht auf die Schwierigkeiten der Behandlung von Sportlern aufmerksam: "Man kann sie nicht einfach mal zwei Wochen krankschreiben. Dann fragt jeder sofort, was mit demjenigen los sei." Josip Simunic von Bundesligist 1899 Hoffenheim, der in der Zeit bei Konkurrent Hertha BSC Berlin seine Depression öffentlich machte, erklärte: "Ich wollte mit Fußball aufhören. Ich war stark depressiv, körperlich am Ende. Zum Teil habe ich sieben Tage am Stück keine Minute geschlafen."
Sein damaliger Mentaltrainer Gerd Driehorst macht die Schwere der Erkrankung deutlich. Simunic habe jeden Tag Versagensängste und Selbstzweifel gehabt: "Ein Fehlpass im Training reichte, und er war am Boden zerstört, hat alles infrage gestellt. Er hat sich selbst zerfleischt." Laut Driehorst sei mentale Stärke ein "trainierbarer Muskel". Daher sei Prävention wichtig. "Wie bei der Impfung muss man den Bereich immunisieren, um nicht angreifbar zu sein", sagte Driehorst und übte Kritik an der mangelhaften Betreuung von Profis durch die Klubs: "Was in der Bundesliga im Bereich Mental-Training passiert, ist Kapitalvernichtung." Durch die zu geringe mentale Betreuung würden Millionen Euro "verbraten".
Nationaltorhüter Robert Enke hatte in der vergangenen Woche Selbstmord begangen und damit auch eine Diskussion über Depression im Leistungssport und Profifußball entfacht.