Eintracht Frankfurt

Enis Hajri kann sich MSV-Rückkehr vorstellen

In seinen knapp fünf Jahren als MSV-Profi war der Tunesier Enis Hajri als Kämpfer bekannt, der immer hundertprozentigen Einsatz in die Waagschale schmiss. Dementsprechend groß war die Verwunderung, als die Zebras vor der Saison verkündeten, dass der MSV und der 36-Jährige ab sofort getrennte Wege gehen.

Inzwischen hat der Abwehrspieler seine Spielerkarriere beendet und arbeitet seit einigen Wochen beim Europa-League-Halbfinalisten Eintracht Frankfurt im Scouting-Team. „Bei der Eintracht kann ich sehr viel lernen. Der Verein wächst und steht durch die Erfolge so gut da, wie noch nie in der Geschichte“, sagt der ehemalige Spieler des 1.FC Kaiserslautern im Gespräch mit dieser Redaktion.

Der Kontakt kam durch Eintrachts Sport-Vorstand Fredi Bobic zustande. Beide kennen sich noch aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart. „Der Plan sieht vor, dass ich in alle Bereiche reinschaue. Mal bin ich im Scouting, mal im Teammanagement oder im Marketing", sagt Hajri.

Obwohl er schon seit vielen Jahren im Profigeschäft aktiv ist, lernte er es in den letzten Wochen von einer ganz anderen Seite kennen: „Man kann sich als Außenstehender oft gar nicht vorstellen, wieviel Aufwand dahinter steckt, wenn ein interessanter Spieler gescoutet wird."

Die Zeit bei der Eintracht möchte er vor allem nutzen, um sich auf die Karriere abseits des Feldes vorbereiten zu können. Am IST Studieninstitut in Düsseldorf hat er ein Fernstudium „Sportmanagement“ begonnen. „Mir war wichtig, dass ich durch die Arbeit bei der Eintracht und im Studium theoretische Erfahrungen und gleichzeitig Praxiserfahrung sammeln kann."

Für den MSV hätte sich Hajri im letzten Sommer operieren lassen

Eine spätere Rückkehr zum MSV kann sich Hajri sehr gut vorstellen. Mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern wohnt er noch immer in Moers/Bergheim. Mit den Zebras verbindet er viele schöne Erinnerungen. In seiner Wohnung hängen Bilder, auf denen die wichtigsten Momente festgehalten sind - zum Beispiel der Jubel nach seinem Aufstiegstor zum 1:1 gegen Holstein Kiel beim 3:1-Sieg am 37.Spieltag der Saison 2014/2015. „Mein Herz hängt immer noch am MSV. Vielleicht kreuzen sich ja irgendwann wieder die Wege“, sagt er.

Eins ist jedoch gewiss: Als Spieler wird er nicht mehr auf den Rasen zurückkehren. „Nachdem Sportdirektor Ivo Grlic mir mitgeteilt hat, dass er nicht mit mir als Spieler für die 3.Liga plant, war klar, dass ich meine aktive Karriere beende“, erinnert er sich.

Aufgrund seiner Probleme am Sprunggelenk wäre eine Operation im vergangenen Sommer notwendig geworden. „Den OP-Stress hätte ich für den MSV gerne auf mich genommen, aber nicht mehr für einen anderen Verein.“ Daher war die Enttäuschung anfangs groß. „Jeder der sagt, dass so etwas nicht weh tut, der lügt“, betont Hajri, der ergänzt: „Eine Mitarbeit in anderer Funktion hätte ich mir sehr gut vorstellen können.“

Hajris Vertrag beim MSV Duisburg hätte sich beim Klassenerhalt in Liga zwei verlängert

Möglicherweise würde Hajri jetzt noch das Zebra-Dress tragen. Denn im Fall des Zweitliga-Klassenerhalts hätte sich auch sein Vertrag um ein Jahr verlängert. Nicht nur deshalb trauert Hajri der verpassten Chance hinterher: „Ich möchte niemandem die Schuld geben, aber es war ein absolut sinnloser Abstieg. Leider hat der ein oder andere viel zu spät den Ernst der Lage begriffen."

Ob er überrascht sei, dass der MSV eine so gute Saison spielt? „Den ein oder anderen Spieler kannte ich vorher gar nicht. Daher hätte ich nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft.“ Hajri ist immer noch regelmäßig im Duisburger Stadion und erinnert sich vor allem an den 2:0-Erstrundensieg im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth. In diesem Spiel sei die Qualität zum ersten Mal richtig zum Vorschein gekommen . „Man hat viele Spieler, die direkte Duelle lösen können und zudem mit Moritz Stoppelkamp einen Stürmer, der den Unterschied machen kann", findet Hajri.

Auch die Tatsache, dass der MSV zuletzt zweimal hintereinander verlor, ist für Hajri kein Grund zur Sorge: „Wir hatten in den letzten Jahren auch solche Phasen. Wenn alle Leute ruhig bleiben, dann bin ich zuversichtlich, dass die Mannschaft das Ruder wieder rumreißt.“ Obwohl der MSV vor der Saison nur kleine Ziele ausgab, könne der Weg nur nach oben gehen: „Ich finde es gut, dass Präsident Ingo Wald sich im Winter klar positioniert und den Aufstieg als Ziel ausgegeben hat.“

HINWEIS

Wer Enis Hajri treffen möchte, der hat dazu schon bald die Möglichkeit. Vom 6. bis zum 9.April veranstaltet er auf der Anlage des SV Wanheim 1900 ein Trainingscamp für Kinder und Jugendliche. „Wir wollen ein familiäres Camp ausrichten, das einige Highlights enthält“, kündigt Hajri an. So werden auch Vorträge über Ernährung gehalten. Jeden Tag werden wechselnde Ex-Profis mittrainieren und Autogramme schreiben. Auch Prominente (u.a. aus dem Comedy-Bereich) haben bereits ihre Zusage gegeben.

Autor: Jörn Duddeck