Es gab mal Zeiten auf Schalke, da war die Abwehr der „Knappen“ über Jahre hinweg die beste der ganzen Bundesliga. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Marcelo Bordon und Mladen Krstajic sind nicht mehr da. Seit ihrem Weggang schlucken die Schalker einiges an Gegentoren, was die bärenstarke Offensivabteilung meistens wieder wettmacht. Aushängeschild und Kapitän, Benedikt Höwedes, bekommt nun bitter und hart zu spüren, was es bedeutet, der Konkurrenz in einer schwierigen Situation den Platz räumen zu müssen.
Wie die Jungfrau zum Kind
Ein qualitativ exzellenter Innenverteidiger, wie Höwedes es ist, braucht sich vor niemandem zu verstecken. Das weiß er sicherlich selbst. Doch im Fußball und im Laufe einer Karriere wird es immer Momente geben, in denen du an dich selbst glauben musst. Unverschuldet, durch schwere Verletzungen, ist Benedikt Höwedes auf Schalke in eine Situation gekommen, die ihm nicht schmeckt und die ihm nicht gefällt. Das haben Manager Horst Heldt und Abwehrkollege Christian Fuchs in diversen Interviews bereits anklingen lassen. Er hat eine schwere Saison hinter sich bringen müssen, hat kaum gespielt. Joel Matip und Kyriakos Papadopoulos haben ihm seinen Rang abgelaufen. Damit muss Höwedes leben. Aber er kann aus dieser Situation enorm viel mitnehmen und wird durch so etwas reifen.
Qualität setzt sich am Ende immer durch
Grundsätzlich ist Fußball sehr schnelllebig. Was dir heute passiert, das passiert dir beim nächsten Mal vielleicht nicht. Der Schalker Kapitän ist angefressen, was vollkommen verständlich ist. Aber er benimmt sich vorbildlich. Höwedes hat die Kraft und die Qualität, der beste Innenverteidiger der Schalker Mannschaft zu sein. Kyriakos Papadopoulos gilt zurzeit als Hot-Spot des Schalker Defensivzentrums. Wenn Höwedes in Form ist, steckt er diesen allerdings in die Tasche. Zudem hat der Nationalspieler die größere Erfahrung gegenüber Matip und Papadopoulos. Das wird ihm am Ende von großem Nutzen sein.
Geduld, Ehrgeiz und Arroganz
Höwedes wird niemals als Lautsprecher à la Oliver Kahn in die deutsche Fußballgeschichte eingehen. Dennoch mag man ihm zurufen: „Eier Bene, hab Eier!“ Höwedes muss und wird die gesunde Strahlkraft eines Unantastbaren entwickeln müssen. Er ist der Kapitän, er ist der Kopf der Mannschaft, Taten müssen folgen. Nun wird die Zeit kommen, wo er sich auszeichnen kann, jeden Tag. Seine Hüftprellung ist überwunden, das bedeutet: Vollgas im Training. Der Wille muss kommen, spürbar sein beim Trainerstab und fördernd für die eigene Leistung.
Benedikt Höwedes ist besser als Holger Badstuber, besser als Jerome Boateng und vielleicht auch besser als Mats Hummels. Er kann es, aber er wird es auch zeigen müssen. Wille und Kampf, das werden in den nächsten Wochen seine ständigen Begleiter sein müssen.