Manch Zuschauer dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben, als der Vierte Offizielle am Montagnachmittag die Nachspielzeit der zweiten Hälfte beim WM-Gruppenspiel zwischen England und dem Iran präsentierte. Die Zahl "10" prangte auf der Tafel - beim Spielstand von 6:1 für die englische Mannschaft. Weil es in der 100. Minute zu einer Überprüfung des Video-Assistenten (VAR) kam, in dessen Folge der brasilianische Schiedsrichter Raphael Clauss auf Strafstoß für den Iran entschied, traf Mehdi Taremi schließlich in der 103. Minute zum 6:2-Endstand.
Bereits in der ersten Halbzeit hatte es eine Nachspielzeit von 14 Minuten gegeben. Die war allerdings noch gut zurechtfertigen, denn der iranische Torhüter Alireza Beiranvand blieb nach einem Zusammenstoß mit einem eigenen Mitspieler minutenlang benommen auf dem Boden liegen und musste behandelt werden. Nachdem er noch einmal kurz probierte, weiterzuspielen, musste er mit der Trage vom Platz gebracht werden. So kam die Partie insgesamt nahezu auf eine Spielzeit von 120 Minuten.
Pierluigi Collina kündigte lange WM-Nachspielzeiten an
Derart lange Nachspielzeiten könnten bei diesem Turnier zur Gewohnheit werden. Fifa-Schiedsrichter-Chef Pierluigi Collina hatte bereits im Vorfeld des Turniers angekündigt, dass die Schiedsrichter der Endrunde dazu angehalten seien, konsequent großzügige Nachspielzeiten zu geben. "Sieben, acht, neun Minuten Nachspielzeit", seien bei einem normalen Spiel mit mehreren Toren dementsprechend zu erwarten, sagte der Italiener. In der zweiten Hälfte der Partie England gegen Iran waren vor dem Beginn der Nachspielzeit bereits vier Treffer gefallen. Bei der Präsentation der Nachspielzeit spiele dementsprechend auch keine Rolle mehr, ob die Partie sportlich bereits gelaufen sei.
Bereits am Sonntag beim Eröffnungsspiel zwischen Katar und Ecuador (0:2) hatte es in beiden Halbzeiten fünf Minuten zusätzliche Spielzeit gegeben. Das hatte ebenfalls den einen oder anderen Beobachter vor allem im zweiten Abschnitt überrascht, als auf dem Spielfeld nicht mehr wirklich viel passiert war.