Als Johan Verstappen, Trainer der RWE Volleys, seinen Kapitän Lukas Kampa kurz vor Spielschluss vom Platz nahm, war dem deutschen Nationalspieler der Frust deutlich anzumerken. Ebenso seinem Bruder David Kampa, der seine Enttäuschung mit einem Tritt gegen die Hallenwand zum Ausdruck brachte. Kurz darauf war die Sache entschieden, zu Gunsten der Gäste aus Berlin. Die Sensation verpasst. 2:3 (25:19/25:18/17:25/23:25/5:15) lautete am Dienstagabend das Endergebnis der Achtelfinalbegegnung des DVV-Pokals. Enttäuschung und Stolz
„Wir sind mehr als nur mit einem blauen Auge davongekommen“, sollte Kaweh Niroomand, Manager der Berlin Recycling Volleys, später sagen, und „die Bottroper haben überragend gespielt“. Aufmunternde Worte, aber letztendlich blieb doch die ernüchternde Erkenntnis, dass sich die RWE Volleys nach vier Niederlagen zum Bundesliga-Start auch noch aus dem Pokal-Wettbewerb frühzeitig verabschieden mussten. „Wir spielen von Woche zu Woche besser, aber das Ergebnis ist immer noch das gleiche“, lautete das erste knappe Fazit von RWE-Trainer Verstappen. Und nachdem sich der Niederländer, der damit weiter auf seinen ersten Pflichtspielsieg seit seinem Amtsantritt im Sommer wartet, die Statistikunterlagen hat ausdrucken lassen, stellte er fest: „Es war ein emotionales Spiel, das viel Energie gekostet hat. Die Enttäuschung und der Stolz sind gleichzeitig da.“
Der Stolz, weil seine Mannschaft nach einem furiosen Start zwischenzeitlich mit 2:0 in Führung lag, gegen den Vizemeister wohlgemerkt. Vor gerade einmal zwei Wochen hatten sich die RWE Volleys im Meisterschaftsspiel in Berlin noch glatt in drei Sätzen geschlagen geben müssen. „Das war eine komplett andere Mannschaft“, musste auch Niroomand zugeben. Nach der Zehn-Minute-Pause drehte sich das Spiel
Die Bottroper hatten sich nichts von dem Fehlstart in der Liga anmerken lassen, das Pokalspiel gegen den klaren Favoriten bot zugegebenermaßen auch die Möglichkeit, ohne Druck aufzuspielen. Nach einigen Aufschlagfehlern zu Beginn, fanden die RWE Volleys immer besser in die Partie, überzeugten insbesondere am Netz mit einer überragenden Blockarbeit. Beim Stand von 22:17 im ersten Durchgang feuerte Verstappen sein Team noch einmal an – mit Erfolg. Der erste Satz ging mit 25:19 völlig verdient an den derzeitigen Tabellenletzten.
Die Berliner sollten auch anschließend noch nicht ins Spiel finden. Zwar konnte Paul Carroll mit einer starken Aufschlagserie sein Team mit 5:4 in Führung bringen, doch Lukas Kampa tat es ihm anschließend gleich. Erstmal wieder in Front, gaben die RWE Volleys den zweiten Satz nicht mehr aus der Hand.
Dann allerdings folgte die Zehn-Minuten-Pause - und die Kehrtwende im Spiel der Hauptstädter. Die BR Volleys stellten um, Kawika Shoji übernahm die Zuspielerposition – und machte seine Aufgabe gut. Zudem steigerten sich die Berliner ab dem dritten Satz auch bei der Blockarbeit. Und so schmolz die Führung der Bottroper dahin. Beim Stand von 14:14 und 21:21 im vierten Satz schien doch wieder so manch einer in der Dieter-Renz-Halle an die Sensation geglaubt haben, aber diese Hoffnungen machten die Berliner anschließend zunichte. Mit 25:23 gewannen sie auch den vierten Durchgang und schafften damit den Ausgleich. Und mit dem Tie-Break hatten die Bottroper erst am letzten Wochenende beim CV Mitteldeutschland schlechte Erfahrungen gemacht – so auch dieses Mal. Mit 15:5 setzten sich die BR Volleys in der „Verlängerung“ durch.
„Wir haben sehr positive Fortschritte erzielt“, betonte Trainer Verstappen. Nur müssen in der Liga nun langsam Punkte her. Mit den Spielen gegen Generali Haching (Sonntag, 16 Uhr, Dieter-Renz-Halle“) und den Rekordmeister VfB Friedrichshafen (5.11.) warten nun allerdings die nächsten beiden schweren Aufgaben auf die RWE Volleys, ehe dann aufgrund der Olympia-Qualifikation, an der auch Lukas Kampa teilnimmt, erst einmal eine Pause für die Bottroper ansteht. „Die Wochen der Wahrheit beginnen im Dezember“, betont Manager Wolfgang Donat. Bange ist ihm nach der Leistung gegen die BR Volleys aber nicht.