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Keine Halle? Dann trainieren wir auf Asphalt!

Volleyball-WM: Sensationsteam trainiert auf Zement
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Kameruns Volleyballer mit dem deutschen Trainer Peter Nonnenbroich sind die Sensation bei der WM. Sie trainieren auf Zement, weil es im Land keine Sporthalle gibt.

Wenn Peter Nonnenbroich über Kameruns unzähmbare Volleyball-Löwen spricht, zittert seine Stimme vor Stolz. "In Kamerun gibt es keine Sporthalle. Wir trainieren auf Zement und Asphalt im Freien, und meine Jungs hechten dort auch auf den Boden", sagt der deutsche Trainer dem SID: "Ein Europäer würde da keinen Sport machen. Aber wir haben es in die zweite Runde der Weltmeisterschaft geschafft. Unglaublich."

Der 3:1-Erstrundensieg gegen Australien - der erste einer zentralafrikanischen Mannschaft bei einer Volleyball-WM - war ein sporthistorisches Ereignis. Bei den Titelkämpfen in Italien sind die dunkelhäutigen Riesen seitdem eines der größten Gesprächsthemen, und daheim rund um die Hauptstadt Yaounde werden sie als Helden gefeiert. "Alle Spiele werden live im Fernsehen übertragen. Und wer einen Fernseher hat, schaut auch zu", berichtet Nonnenbroich. Ob die Fans vor Freude schon auf der Straße tanzen, das weiß er nicht, aber "ein paar Bier mehr haben sie bestimmt getrunken".

Natürlich geht die Begeisterung (noch) nicht so weit wie beim Fußball-Nationalteam, aber im Gegensatz zu Superstar Samuel Eto'o und Co. haben die Volleyballer Runde zwei der WM 2010 erreicht. Der Schmettersport ist im Land die Nummer zwei nach Fußball. Von der Heldenverehrung für Fußball-Legende Roger Milla sind die Volleyball-Nationalspieler zwar noch ein Stück entfernt, aber selbst der deutsche Coach wird auf der Straße erkannt.

Bei der WM 2006 betreute der Winfried Schäfer von Kameruns Volleyball die Frauen des Landes, im letzten Jahr wurde er direkt vom Sportministerium für die Aufgabe bei den Männern verpflichtet und lebt seit November in Yaounde. Der sensationelle WM-Erfolg garantiert Nonnenbroich nun die Mittel, den Traum von Olympia 2012 mit seinen Löwen anzugehen.

Der Weltenbummler war schon Trainer in der Schweiz, Frankreich, Italien oder Kenia, hat mit den Frauen des Schweriner SC 1998 die deutsche Meisterschaft gewonnen, aber Kamerun ist ihm in so kurzer Zeit ganz speziell ans Herz gewachsen. Dabei mutet mit europäischer Brille dort alles sehr chaotisch an. Weil es vielerorts keine Volleybälle gibt, bringt Nonnenbroich immer alte aus Europa mit. Eine regelmäßige Landes-Meisterschaft gibt es nicht, weil man die Teams schwer von einem Ort zum anderen bringen kann. Und die in Kamerun aktiven Nationalspieler haben nicht mal so viel Geld, dass sie sich beim Training bei 40 Grad Celsius im Freien eine Flasche Wasser leisten könnten.

Dafür haben die Riesen ein unglaublich großes Herz. "Die Arbeit mit den Jungs ist auf emotionaler Ebene gewaltig, die Bindungen sind sehr intensiv. Die investieren alles für diesen Sport und leben Volleyball", sagt Nonnenbroich, der sich auf Französisch mit den Spielern verständigt. Dazu sind sie neben Balltalent mit einer gewaltigen Physis gesegnet, mit der sie sich vor keinem Team der Welt verstecken zu brauchen. Der in Japan aktive Jean Patrice Ndaki Mboulet ist nach der Vorrunde sensationell der beste Punktesammler der WM, Bundesligist Evivo Düren hat Olivier Nongny Zamguim Mefani verpflichtet.

"Derart muskelbepackte Oberschenkel habe ich noch nie gesehen", sagt Manager Michael Overhage über den 2,03-Meter-Mann mit sicherlich 120 kg: "Trotzdem kann er aus dem Stand in den Spagat springen. Wahnsinn." Bemerkenswert ist auch die Einstellung der Spieler, die nach dem historischen WM-Triumph nur auf dem Platz einen Tanz aufführten. "Ich habe ihnen gesagt, dass sie feiern können", sagt Nonnenbroich vor der zweiten Runde mit Spielen gegen Olympiasieger die USA und Tschechien: "Aber sie haben gesagt, dass sie ins Bett wollen, weil sie bei der WM noch viel vorhaben."

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