300 Euro für Rentner, 200 Euro für Studenten, Heizkostenschüsse, mehr Kindergeld, eine Nachfolge für das Neun-Euro-Ticket - aber der Sport geht im 65 Milliarden Euro schweren Entlastungspaket der Bundesregierung leer aus. Mal wieder. Vereine fürchten durch die Energiekrise größere Nöte als im Zuge der Coronapandemie - der Dachverband ist „enttäuscht“.
„Es kann nicht sein, dass die Politik die Fehler der Coronapandemie wiederholt und die Bedeutung des Sports für die Gesellschaft so geringschätzt“, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester am Dienstag: „Unsere Sportvereine brauchen eine spürbare finanzielle Entlastung.“
Denn: „Der organisierte Sport kann mit seinen 90.000 Sportvereinen und den 27 Millionen Mitgliedschaften eine ungeheure Kraft entwickeln, auch beim Thema Energiesparen. Aber auch diese Kraft ist endlich.“ Vor allem, wenn Schwimmbäder und Sportstätten geschlossen werden. Daher will der Deutsche Olympische Sportbund mit einem „Stufenplan“ vorangehen, dafür aber als Gegenleistung Mitspracherecht „bei allen notwendigen Entscheidungen“.
„Der organisierte Sport leistet seinen Beitrag in dieser schwierigen Situation und übernimmt einmal mehr gesellschaftliche Verantwortung“, sagte Präsident Thomas Weikert. Um das Schlimmste zu verhindern, sollen die Vereine mindestens 20 Prozent Energie einsparen, die Deutsche Fußball Liga (DFL) will mit mindestens 15 Prozent Einsparungen bei den Profiklubs helfen, denn die Folgen eines weiteren Lockdowns wären laut DOSB dramatisch.
„Sport und Bewegung tragen entscheidend zum physischen und psychischen Wohlbefinden bei, Sport bringt Menschen zusammen und sorgt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, sagte Weikert. Der könnte in Gefahr geraten, wenn die Vereine wegen der steigenden Energiekosten ihre Beiträge erhöhen müssen und Austritte wohl unvermeidlich sind.
Nach mehr als zwei Jahren Coronapandemie seien „die Reserven aufgebraucht, viele Vereine werden die explodierenden Energiekosten kaum stemmen können“, warnte Burmester. Dazu geraten auch die privaten Fitnessstudios in Bedrängnis.
„Während der Pandemie sind den Fitness- und Gesundheitsstudios im Schnitt 20 bis 25 Prozent der Mitglieder weggebrochen. Die Gefahr ist da, dass es jetzt nochmal deutlich mehr werden. Wir spüren neue existenzielle Nöte“, sagte Prof. Dr. Theodor Stemper, Vorsitzender des Bundesverbandes Gesundheitsstudios Deutschland e.V., dem SID.
Gehör fand der organisierte Sport bei den Sportministerinnen und Sportministern der Länder. Sie forderten, Sportstätten und Schwimmbäder so lange wie möglich offen zu halten und die Betreiber von Sportstätten – Kommunen und Sportvereine – bei der Schaffung von Hilfen mit zu berücksichtigen. Für die Sanierung kommunaler Einrichtungen hat der Bund 476 Millionen Euro bereitgestellt.
In Deutschland existieren etwa 230.000 Sportstätten, darunter 36.000 Sporthallen, 3000 Tennishallen, 9340 Bäder, 8000 Schießanlagen und 60.000 Vereinsheime bzw. Funktionsgebäude. Zwei Drittel davon sind in kommunaler Hand - und oftmals veraltet. Der Sanierungsbedarf war schon vor der Energiekrise gewaltig, nun drängt die Zeit mehr denn je.
Der DOSB regt bei seinen Mitgliedern daher neben einer „Änderung des Nutzungsverhaltens“ (u.a. niedrigere Temperaturen) auch kurz- und langfristige Umrüstungen der Sportstätten an. Doch die kosten. Smarte Heizungen, LED-Lichttechnik, neue Sanitäranlagen oder bessere Isolierung versprechen dringend notwendige Einsparungen, müssen aber gefördert werden.