Über sein geliebtes "Eishockei" hat Xaver Unsinn immer gerne und ausgiebig geredet. Der schnellste Mannschaftssport der Welt lag dem früheren Bundestrainer auch noch lange nach seinem Abschied am Herzen. Doch wenn der "Xare" heute seinen 80. Geburtstag feiert, wird er nur noch im kleinen Kreis über sein Lieblingsthema reden. "Er ist gesundheitlich angeschlagen und gibt keine Interviews mehr", sagt seine Frau Ilona. Deshalb gibt es anders als vor fünf Jahren auch keine große Party: "Wir feiern im engsten Kreis. Vielleicht kommt der eine oder andere Spieler." Der Kontakt zu seinen einstigen Schützlingen, mit denen er in Innsbruck 1976 sensationell Olympia-Bronze gewann, ist nicht abgerissen.
Alois Schloder, damals Kapitän der Mannschaft, besucht Unsinn heute in dessen Domizil in Hopfen am See in der Nähe von Füssen, auch andere Teamkollegen wollen kommen - darunter Franz Reindl, heute Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Zur Heim-WM 2010 hat der Verband seinen einstigen Erfolgstrainer zum Eröffnungsspiel auf Schalke eingeladen, doch ob dessen Gesundheit einen Besuch zulässt, ist fraglich.
Der Pepita-Hut liegt in Toronto im Museum
Auch die regelmäßigen Abstecher ins Bundesleistungszentrum in Füssen, wo er die aktuellen Nationalspieler beobachtete, hat Unsinn einstellen müssen. Den Golfschläger, der nach Ende seiner Karriere den Eishockey-Schläger ersetzte, musste er in die Ecke stellen. Doch obwohl es um den Mann mit dem berühmten Pepita-Hut, der heute in der Eishockey-Ruhmeshalle in Toronto liegt, in den vergangenen Jahren ruhig geworden ist - "Mister Eishockei" ist nicht nur den Puck-Fans noch immer ein Begriff. "Er ist eine markante Persönlichkeit, die über einen langen Zeitraum das deutsche Eishockey verkörpert hat", sagt Reindl: "Wir haben ihm viel zu verdanken, er hat uns alle populär gemacht."
In Erinnerung ist vor allem der unerwartete Triumph von Innsbruck geblieben, als der um 0,041 bessere Torquotient der deutschen Mannschaft zu Platz drei verhalf. "Glück gehört auch dazu", hat Unsinn im Rückblick gesagt. Für ihn stand ohnehin fest: "Ein Mensch, der kein Glück hat, kann kein Trainer werden."
Unsinn unwürdiger Abschied bei der WM 1990
Doch auch Unsinn hatte nicht immer Glück, als er die deutsche Mannschaft in drei Phasen (1964, 1975 bis 1977, 1981 bis 1990) bei insgesamt 221 Länderspielen betreute. 1987 in Wien etwa, als sein Team nach Siegen über Finnland und Kanada die Runde der besten Vier dicht vor Augen hatte, ehe der Fall Miro Sikora den Höhenflug beendete. Gerd Truntschka und Co. bekamen am Ende zwar die Punkte wieder, doch die Mannschaft war wie gelähmt.
Oder 1990, als eine rätselhafte Krankheit seine Karriere abrupt beendete. Noch während der WM in Bern wurde er durch Erich Kühnhackl ersetzt und vom DEB nach Hause geschickt. Ein unpassender Abschied für einen, der als Spieler und Trainer elf deutsche Meisterschaften gewann und an sechs Olympischen Spielen und zwölf Weltmeisterschaften teilnahm. Später wurde Unsinn, 1953 als Spieler Vize-Weltmeister, vom Verband offiziell verabschiedet, erhielt das Bundesverdienstkreuz und wurde in die "Hall of Fame" des Weltverbandes in Toronto aufgenommen.
Mit dem deutschen Eishockey hat der "Xare" trotz des unrühmlichen Abgangs seinen Frieden gemacht. Auch die Entwicklung in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) sah er positiv. "Es spielen jetzt mehr Deutsche in der DEL", sagte er vor einigen Jahren und ergänzte: "Einige haben auch den Sprung in die NHL geschafft und dort für Furore gesorgt." Technisch und läuferisch habe das deutsche Eishockey sich enorm weiterentwickelt, "einen großen Sprung nach vorne gemacht".