Vor allem in den letzten Spielzeiten, seit Heiko Ueding im Sommer 2001 in Ascheberg zunächst als Spieler und dann als kickender Coach das Ruder übernahm, waren die Münsterländer immer für einen Platz in der vorderen Tabellenhälfte gut.
In dieser Saison ist alles anders. Mit dem 0:3 daheim gegen den Aufstiegsfavoriten SC Delbrück begann die Talfahrt gleich im ersten Match, kurioserweise übernahm da aber noch der jüngste Gegner Westfalia Rhynern die "Rote Laterne". Seit der vierten Runde blinkt das Schlusslicht in der Davert, mit einer 1:5-Klatsche gegen den SuS Stadtlohn inklusive. Historische 1:10-Packung gegen Rhynern
Den Tiefpunkt hat die junge, überforderte Truppe nun erreicht, am vergangenen Sonntag setzte es in Rhynern eine geradezu historische 1:10-Packung. Für Ueding ist diese Blamage allerdings keine Überraschung. „Wir sind in dieser Spielklasse nicht konkurrenzfähig“, weiß der frühere Wattenscheider.
Eine vernichtende Selbsteinschätzung, doch die hat ihren Grund. Davensberg, ein Stadtteil von Ascheberg 20 Kilometer südlich von Münster, hat ein strukturelles Problem. „Wir sind ein Dorfklub und haben daher für Fußballer aus dem Umkreis im Grunde keinerlei Einzugsgebiet. Die zweite Mannschaft spielt in der Kreisliga B und eine A-Jugend gibt es nicht. Außerdem ist überhaupt kein Geld vorhanden, unser Etat ist noch nicht einmal Low-, sondern No-Budget“, verrät Ueding. Ehemaliger Fast-Aufsteiger hat nun ein ganz neues Gesicht
Vor acht Jahren stieg Horst Brameier in Davensberg als Sponsor aus. Der Geschäftsmann ging im Zuge der Pleite des Filmverleihers Kinowelt mit der Vermarktung von Lizenzartikeln in die Insolvenz. Sportlich konnte der Klub den Rückzug des Gönners zunächst gut auffangen und wäre 2006 fast sogar in die Oberliga Westfalen aufgestiegen. Nun ist der Gang in die Landesliga kaum noch aufzuhalten und möglicherweise wird auch die siebte Spielklasse nicht lange zu halten sein.
In den vergangenen 15 Monaten verlor die einst überdurchschnittliche Verbandsligatruppe fast ihr komplettes Gesicht. Leistungsträger wie Danny Woidtke, Rafal Krumpietz, Oliver Marin, Ahmet Kaya, Volker Nenne und Sascha Richter verlassen die Davaria.
Bald der schlechteste Sechstligist Deutschlands?
Ihnen folgten junge Kicker, die allesamt ihr erstes Jahr in der sechsten Liga bestreiten. „Mitte Mai stand ich mit sechs Leuten da und konnte zu Beginn der Vorbereitung froh sein, zahlenmäßig überhaupt einen vernünftigen Kader zur Verfügung zu haben“, erinnert sich Ueding. „Ich habe aber da schon noch nicht einmal vom Klassenerhalt gesprochen, sondern gesagt, dass wir in die Verfassung kommen müssen, um überhaupt darum kämpfen zu können.“
So wird die Klatsche in Rhynern beileibe nicht die einzige sein, die Davensberg in den kommenden Monaten einstecken wird. „Normalerweise darf sich keine Mannschaft aufgeben und in dieser Liga, wo für mich der leistungsorientierte Fußball anfängt, zehn Dinger kriegen. Aber Rhynern hat in der ersten Halbzeit fünfmal aufs Tor geschossen, alle waren drin“, betont Ueding, der selbst mit unterging. „Ich nehme mich da keinesfalls aus. Klar hätte ich es mir vor der Saison leicht machen und sagen können: Unter diesen Umständen könnt ihr das alleine durchziehen. Aber das wäre mir zu einfach“, scheut der bald 40-Jährige nicht vor dem Ruf zurück, möglicherweise einer der schlechtesten Sechstligisten Deutschlands zu werden.
Es müssen ja nicht immer zehn Stück wie in Rhynern sein.