Schalke als Vorspeise, Bayern als Hauptgang und jetzt Hoffenheim zum Dessert: In der Gemeinde Windeck im Rhein-Sieg-Kreis - genauer im Ortsteil Dattenfeld - bekamen die Fans in den letzten Jahren stets ein Fußball-Menü der Extraklasse serviert. Sechstligist Germania zog in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals gleich drei Mal in Folge das große Los. Am Sonntag (16.00 Uhr/Sky) empfängt der Dorfverein im Kölner Sportpark Höhenberg in 1899 Hoffenheim vorerst den letzten sportlichen Leckerbissen.
"Das ist ja irre, für unsere Jungs ist es ein großes Erlebnis. Ich hoffe, dass es kein Schlachtfest gibt", sagte Windecks Präsident Heinz Georg Willmeroth dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Alles unter fünf Gegentoren wäre eine Sensation. Sollten wir das schaffen, dann trage ich die Leute einzeln vom Platz."
Dabei hatte der Underdog in den Vorjahren im Pokal gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz stets respektable Ergebnisse erzielt. Gegen Pokalsieger Schalke 04 (2009) und Rekordmeister Bayern München (2010) unterlag die Germania im Kölner WM-Stadion jeweils 0:4. Im Erstrundenspiel gegen die Bayern hatte Windeck dabei mit 41.100 Besuchern sogar einen Zuschauerrekord für eine Amateur-Mannschaft aufgestellt.
Gegen Hoffenheim rechnen die Verantwortlichen mit 2500 Fans. Denn die Vorzeichen haben sich geändert. Nach dem Aufstieg in die Regionalliga West und dem dritten FVM-Pokalsieg traf der Klub auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Erfolgsgeschichte eine richtungweisende Entscheidung. Aus finanziellen Gründen verzichtete Windeck auf einen Start in der Regionalliga (4. Liga) und zog sich für einen Neuanfang sogar in die sechstklassige Mittelrheinliga zurück.
In der Regionalliga hätte der Klub aus dem 3000-Seelen-Dorf Dattenfeld für seine Heimspiele in ein Stadion nach Köln oder Bonn umziehen müssen. "Wir wollten und konnten die Auflagen des DFB in punkto Stadion und Personal nicht erfüllen. Finanziell wäre das nicht realisierbar gewesen. Wir sind ein Dorf, das an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen ist", erklärte Willmeroth. Darüber hinaus habe der "finanziell sehr gut aufgestellte Verein" vor allem auch seine "lokale Identität" wahren wollen.
Das Pokalspiel gegen Hoffenheim ist für Windeck nun der vorerst letzte große sportliche Auftritt. Nach einer 1:2-Niederlage gegen den Bezirksligisten SV Wahlscheid hat Germania bereits alle Chancen auf das Erreichen der ersten Pokalrunde 2012 verspielt. Für Willmeroth kein Problem: "Wir fangen quasi bei Null an. Einige Spieler kennen sich gerade erst drei Wochen, das Team muss sich erst noch finden."
Hoffenheims Manager Ernst Tanner ist sich der Favoritenrolle bewusst: "Unser Gegner hat schon eine ganze Menge Pokalerfahrung gesammelt. Aber wir kommen natürlich als Favorit und wollen in die nächste Runde." Der Bundesligist muss allerdings auf Vedad Ibisevic verzichten. Der bosnische Stürmer erlitt im Training eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel und wird wahrscheinlich auch für den Bundesliga-Start ausfallen.