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Das hatte es mit dem Protest gegen die Katar-WM auf sich

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RWO: Das hatte es mit dem Protest gegen die Katar-WM auf sich
Foto: Micha Korb
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Die Fans von Rot-Weiß Oberhausen haben vor dem Spiel gegen den SC Wiedenbrück mit einem Statement zum Boykott der WM in Katar aufgerufen. RWO-Trainer Terranova hält das für richtig.

In einer Woche beginnt bekanntlich die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar und wie in vielen anderen Fankurven in den Stadien Deutschlands machten auch die Fans des Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen vor dem Spiel gegen den SC Wiedenbrück deutlich, was sie von diesem Event halten: Nämlich gar nichts.

„Boykott Qatar“ gab es auf einem großen Spruchband vor der Fankurve zu lesen, dazu weitere Spruchbänder mit der Aufschrift: „Durch Korruption die WM an Tyrannen vergeben kostet 15.000 Menschenleben.“

RWO-Coach Mike Terranova begrüßte die Aktion, äußerte aber auch Zweifel. „Ich finde das grundsätzlich gut, wenn so etwas gemacht wird“, betonte der 45-Jährige. „Ich fürchte nur, dass es nichts bringen wird. Ich werde mir jedes Spiel angucken, weil ich einfach Fußballfan bin. Natürlich hätte man sowas früher stoppen können, denn man wusste ja, worauf man sich mit dieser Vergabe nach Katar einlässt, aber ich bin da viel zu weit weg, von daher finde ich es gut, wenn die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird, aber ob es hilft, bezweifle ich.“

Ähnlich sieht es auch Wiedenbrücks Trainer Daniel Brinkmann. „Natürlich hat man da gemischte Gefühle“, meinte Brinkmann. „Ich sehe die ganze Situation schon sehr kritisch. Menschenrechte sind eines unserer höchsten Güter und die muss man auf jeden Fall schützen, aber ich bin nun mal Fußballfan und eine WM gibt es nur alle vier Jahre, insofern sage ich ganz klar, dass ich mir die Spiele angucken werde.“

Zusätzlich zu den Bannern wurde vor Anpfiff der Partie folgendes gemeinsam von den Fans von RWO und des SSV Ulm verfasstes Statement vorgetragen:

Das Statement zum Nachlesen

Hallo Rot-Weiße!

„Dies ist nicht Amnesty International, sondern die Mitgliederversammlung des FC Bayern München“ – ein Satz welcher symptomatisch für die derzeitige Situation der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Qatar beschreibt. Längst hat der Fußball seine Bodenständigkeit verloren, längst ist er zum Spielball kommerzieller Interessen und Spielzeug der Oligarchen und Milliardäre geworden. Fußball ist nicht mehr die schönste Nebensache der Welt und er verbindet schon gar nicht mehr Nationen. Er sieht weg und verfolgt nicht mehr als seine eigenen Ziele.

Mit der Vergabe der WM nach Qatar hat sich die FIFA endgültig eingestanden, Totengräber des Fußballs zu sein. Im Mittelpunkt steht bei Funktionären aus aller Welt nicht mehr die Zusammenkunft der Nationen, es geht ihnen um die Zusammenkunft ihres Bankkontos mit den Kreditkarten machthungriger Autokraten. Während die meisten Vereine in der Regionalliga jeden Fan und Zuschauer für eine Eintrittskarte von 10 bis 12 Euro umgarnen müssen, werden Mitglieder des Exekutiv-Komitees nachweislich für 1ß0 bis 12 Millionen Euro zu einer Stimme im Vergabeverfahren „überzeugt“. „Respekt“ wird höchstens noch auf internationalen Werbebannern gedruckt, während homosexuellen paaren in Qatar Ausgrenzung und Folter droht. „No to racism“ gilt für diese Personen genau dann, wenn das einzigartige Jugendjuwel aus Brasilien zum eigenen Verein wechselt, wenn der Bauarbeiter aus Pakistan seinen Hungerlohn einfordert, scheint „Not o racism“ vergessen. Was innerhalb der Gesellschaft bleibt, sind keine Torspektakel und Fußballfeste unter blauem Himmel, es ist das Mitgefühl und der Gedanke an tausende Arbeiter, die beim Bau der Arenen ihr Leben verloren.

Es wäre naiv zu glauben, dass wir die Vergabe der WM hätten verhindern können. Ebenfalls wäre es vermessen, 84 Millionen Menschen in Deutschland davon zu überzeugen, die WM zu boykottieren. Des Weiteren können wir den Tod tausender Arbeiter nicht rückgängig machen, wir können autokratische Herrscher nicht stürzen und der korrupten FIFA das Geld nicht wieder entwenden.

Aber wir können ein Zeichen setzen – wir können die WM konsequent boykottieren, wir können auf Menschenrechtsverletzungen hinweisen, demokratische Regierungen zum Druck gegen Autokraten auffordern und keinen Cent in diese WM investieren. Wir kehren zurück zu dem Fußball, den wir lieben, der mit Leidenschaft gespielt wird und in dem alle Menschen zusammenleben können. Dieser Fußball hat auch Fehler und er erscheint nicht als vollkommenes Kontrastobjekt, doch er zeigt uns, wofür wir in die Stadien gehen, wir Emotionen geben, sich Wut und Freude lohnen, wir Freunde und Fremde im Torjubel umarmen.

Andererseits möchten wir die Augen vor der Situation in Qatar nicht verschließen. Um die Arbeiter und deren Angehörige zu unterstützen, sammeln wir mit Hilfe der Crowdfunding-Plattform „GoFoundMe“ unter dem Motto „Boykott-Qatar“ Spenden zur Verbesserung ihrer Lebenslage. Wir können damit zwar keinen großen Beitrag leisten, dennoch vielleicht das Leid ein klein wenig lindern.“

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