Ein Torjäger ist Julian Schauerte, hauptberuflich Rechtsverteidiger, beileibe nicht: In bis dato 533 Partien erzielte der 34-jährige Routinier des 1. FC Kaan-Marienborn erst 28 Tore – bis zu diesem Samstagnachmittag. Im ersten Aufeinandertreffen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Preußen Münster setzte Schauerte beim Stand von 0:1 mit seinem rechten Fuß zur Direktabnahme an und traf den Ball in der 86. Spielminute so satt, dass SCP-Schlussmann Max Schulze Niehues keinerlei Abwehrchance hatte.
Aus Respekt vor seinen ehemaligen Kollegen verzichtete der Torschütze zwar auf einen ausgelassenen Jubel im Preußenstadion, freuen konnte sich der Ex-Profi gemeinsam mit seiner Mannschaft aber gleich doppelt. Denn weil die Adlerträger den alten Vorsprung in der Schlussphase der Partie gegen Kaan-Marienborn nicht wiederherstellen konnten, war Schauertes 29. Karrieretreffer gleichbedeutend mit einem 1:1-Remis beim Tabellenführer und Aufstiegsfavoriten.
Der Torschütze selbst wusste um die Eigenarten, die der Sport oftmals mit sich bringt. „So ist Fußball“, sagte Schauerte, der sich bei dieser Aussage irgendwo zwischen Verlegenheit und Glückseligkeit wiedergefunden haben dürfte, nach dem Spiel. SCP-Trainer Sascha Hildmann ging es ganz ähnlich: „Natürlich ist es Schauerte, der das Tor schießt. Das ist auch ein Klassiker im Fußball, dass ausgerechnet er das Ding reinschießt.“
Was die Geschichte noch ein bisschen skurriler macht: Im elften Anlauf war es erst das erste Schauerte-Tor im Trikot von Kaan-Marienborn. Den Negativlauf der letzten Wochen, zuletzt mit drei Pflichtspielniederlagen in Serie, konnte der Defensivspezialist mit seinem Treffer übrigens ebenfalls stoppen – während Tabellenführer Münster seit Mitte September (1:0 gegen Rödinghausen) auf den nächsten Sieg wartet. Hildmann gab sich vor der kommenden Aufgabe gegen Rot-Weiß Oberhausen aber gewohnt kämpferisch: „Wir werden das aufarbeiten, uns straffen und nächste Woche einen neuen Anlauf nehmen.“
Münster - Kaan-Marienborn: Die Infos zum Spiel
Münster: Schulze Niehues – Langlitz, Scherder, Hahn, Lorenz – Remberg, Grote, Bouchama – Oubeyapwa (81. Atmaca), Wooten (62. Wegkamp), Deters (74. Kok)
Kaan-Marienborn: Jendrusch – Schauerte, Pjetrovic, Bender, Scepanik – Kyere (87. Hoffmann), Brandenburger, Pazurek, Wirtz (90. Tomas) – Hammel (80. Alajbegovic), Scheld (73. Waldrich)
Schiedsrichter: Tarik Damar
Tore: 1:0 Oubeyapwa (32.), 1:1 Schauerte (86.)
Gelbe Karten: Hahn, Bouchama – Brandenburger, Hammel
Zuschauer: 6.631