Es war der 30. Oktober 2021: Fuat Kilic war gerade einmal zwei Tage wieder Cheftrainer von Alemannia Aachen da stand schon die Reise zum damaligen Tabellenführer Rot-Weiss Essen an.
Die Alemannia, die bis Ende Oktober 2021 nur zwei Saisonspiele gewann, kämpfte an der Essener Hafenstraße leidenschaftlich und hatte sich eigentlich ein 1:1-Remis verdient. Doch die letzte Ecke des Spiels, die letzte Aktion der Partie und Felix Herzenbruch hatten etwas dagegen: Der Verteidiger erzielte in der Nachspielzeit das 2:1 für RWE.
Das wird für Essen nicht die leicht zu bewältigende Pflichtaufgabe, wir werden uns wehren.
Fuat Kilic
So bitter soll es diesmal für die Alemannia nicht enden. Kilic verspricht RWE vor vielleicht 10.000 Zuschauern - bis Freitagabend wurden insgesamt 7400 Tickets verkauft, 2050 davon in Essen - einen heißen Tanz. Die Alemannia rechnet am Ende mit 9000 bis 10.000 Zuschauern, davon knapp 3000 aus dem Ruhrgebiet. "Das wird für Essen nicht die leicht zu bewältigende Pflichtaufgabe, wir werden uns wehren. Es wird wirklich Zeit, dass wir gegen ein Spitzenteam für eine Überraschung sorgen", betont der Fußballlehrer in der "Aachener Zeitung". Kilic ergänzt: "Viel wird davon abhängen, wie groß unsere Gier ist, vor dieser tollen Kulisse alles zu geben."
Während Essens Trainer Neidhart noch am Freitag meinte, dass auch in Aachen mächtig Druck auf dem Kessel sei, wiegelt Kilic ab und schiebt den Druck Richtung RWE: "Jeder weiß doch, um was es geht. Essen ist Zweiter, sie wollen in die 3. Liga. Dementsprechend ist der Druck für den Gegner natürlich groß, RWE ist unter Zugzwang. Wir haben gegen die spielstärkste Mannschaft der Liga nichts zu verlieren."
Gut vorbereitet sind die Aachener jedenfalls. Kilic sah in dieser Saison schon einige Spiele mit RWE-Beteiligung, zuletzt beim 1:1 der Essener in Oberhausen. Eigentlich hat der Aachener Coach keine guten Erinnerungen an diese RWE-Scouting-Tour. Sein Auto wurde abgeschleppt, Kilic konnte seinen PKW in der Nacht für 250 Euro abholen. "Es wäre wirklich schön, wenn sich die Investition am Sonntag auszahlen würde", sagt er. Am Sonntag (14 Uhr, RevierSport-Liveticker) wird er die Antwort erhalten, ob sich seine Scouting-Tour rentiert hat und nach der 250-Euro-Strafe vielleicht ein Zähler oder gar drei Punkte gegen Rot-Weiss Essen folgen.