RL West

KFC Uerdingen: Urgesteine zwischen Sorge und leiser Hoffnung

Etwa vier Wochen sind es noch, dann startet die Regionalliga West in die neue Spielzeit. Aktuell erhebt auch der finanziell und strukturell schwer angeschlagene KFC Uerdingen Anspruch darauf, ab dem zweiten Augustwochenende Teil des auch dieses Jahr wieder enorm starken Starterfeldes mit Klubs wie Rot-Weiss Essen, Preußen Münster, dem Wuppertaler SV oder Rot-Weiß Oberhausen zu sein. Doch die vielen Fragezeichen rund um die Grotenburg sind erdrückend: Wie wird die Mannschaft aussehen? Wer wird sie trainieren? Und wie soll die finanzielle Kehrtwende gelingen? Auch zwei langjährige Spieler der Krefelder aus alten Zeiten behalten ihren ehemaligen Verein nach wie vor im Auge und äußerten nun gegenüber RevierSport einige schwerwiegende Bedenken - aber auch Hoffnung.

"Gott sei Dank", merkt Horst Riege, der von 1971 bis 1978 beim KFC-Vorläufer Bayer Uerdingen spielte, an, "bin ich nicht mit dieser Mammutaufgabe betraut, den Verein wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen." Damit verweist der aktuelle Sportliche Leiter des TSV Meerbusch auf die Bewältigung der zahlreichen Baustellen, die sich aktuell in Krefeld auftürmen. "Nur aus der Presse" verfolge Riege, der rund 300 Meter entfernt von der altehrwürdigen Grotenburg wohnt, die Geschehnisse rund um seinen Ex-Klub, einen tiefergehenden Einblick habe er nicht. Eine Meinung allerdings schon. "Die Regionalliga fängt in vier Wochen an zu spielen. Wenn ich ohne ein einziges Vorbereitungsspiel in eine Saison starte, wird es ganz schwer. Das würde natürlich auch für die Oberliga gelten." Zudem ist noch nicht einmal klar, wer künftig zum Uerdinger Kader gehören soll. "Von außen betrachtet deutet alles auf Jugendspieler hin, dazu womöglich Spieler aus der Oberliga. Diese Spielergruppen haben acht Monate lang keinen Fußball gespielt und starten jetzt erst wieder rein", bringt Riege es auf den Punkt.

Auch wenn das neu formierte Team am ersten Regionalliga-Spieltag so oder so ähnlich aussehen sollte - mit hohen Packungen und dem sicheren Abstieg rechnet der frühere defensive Mittelfeldspieler nicht. "Im Fußball ist alles möglich - das hat man auch bei der EM erst wieder gesehen."

Vollack über neuen Vorstand: "Leute, die glaubwürdig sind"

Auch Werner Vollack, von 1974-1976 sowie von 1982-1987 zwischen den Pfosten von Bayer Uerdingen und damit auch DFB Pokalsieger 1985, verfolgt die Situation in Krefeld gespannt - er hebt, ähnlich wie Riege auch, die Schwierigkeit des Unterfangens hervor, mit einem sehr jungen und nicht eingespielten Kader in der Regionalliga Schritt zu halten. "Es wird schwierig werden, die Klasse zu halten. Aber es gibt junge Spieler, die auch für wenig Geld rennen und für ihren Verein kämpfen", erklärt der 66-Jährige. Den neuen Vorstand um den Luxemburger Damien Raths und dessen Kollegen Andreas Scholten, Christoph Lenz und Sven Hartmann hält er für gut geeignet. "Das sind Leute, die glaubwürdig sind und ein blau-rotes Herz haben", sagt Vollack vor allem mit Blick auf eines der obersten Ziele, nämlich das Vertrauen, dass durch die ehemalige KFC-Führung verloren ging, zurückzugewinnen.

Riege: "Schiff wieder zum Schwimmen bekommen"

In einem Punkt sind sich beide Urgesteine einig: die Fans des KFC Uerdingen sind einmalig. "Das ist wirklich mega, was die Grotenburg Supporters da ehrenamtlich auf die Beine stellen", findet Vollack. Riege ergänzt: "Dass ein solcher Verein auch drei Jahre lang nicht in seinem eigenen Stadion spielen kann, darf einfach nicht passieren. Hut ab vor allen, die sich aktuell am Umbau beteiligen." Dem neuen Vorstand wünscht er vor allem eines: "Dass sie das Schiff KFC Uerdingen wieder zum Schwimmen bekommen. Vielleicht findet sich ja noch ein Sponsor, der finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Einige Fans werten es auch als positives Zeichen, dass der Verein bisher noch keine Personalien bekanntgegeben hat. Vielleicht kommen sie ja in der nächsten Woche plötzlich mit ein paar neuen Regionalliga-Spielern um die Ecke, die sie vorher noch nicht kommunizieren wollten. Ich würde mir die Regionalliga für den KFC definitiv wünschen. Sollten sie aber in der Oberliga starten, würden wir uns in Meerbusch natürlich auf gut besuchte Spiele gegen sie freuen", beschreibt der 228-malige Bayer-Uerdingen-Spieler seine Einstellung zu den Dingen.