WSV: Moosmayer geht

"Das ist menschenverachtend"

Sicherlich gibt es eine Gruppe, die alles andere als klein ist, die sich über das Aus des 73-Jährigen freut. Dass Runge aber das Handtuch nach der Kritik, teils unter der Gürtellinie, endgültig geworfen hat, missfällt aber auch einigen - vor allem im Spielerkreis. Hier hat der ehemalige WSV-Präsident, der über zwei Jahrzehnte das Zepter an der Wupper schwang, hohes Ansehen. Einer seiner größten Befürworter war und ist Tom Moosmayer.

RevierSport erreichte den 33-jährigen (noch) WSV-Kapitän am späten Samstagabend und der gebürtige Belgier sprach das aus, was ihm auf der Seele brennt - deutlicher geht's nicht!

Tom Moosmayer, wie haben Sie auf den Rücktritt des Präsidenten reagiert?

Für mich ist das ein Schock. Herr Runge ist nicht nur ein toller Mensch, sondern auch ein guter Präsident gewesen. Das er dann so geht, ist einfach nur tragisch.

Was meinen Sie genau mit "tragisch"?

Das, was in letzter Zeit in Richtung Herrn Runge von Seiten einiger Fans geflogen ist, ist nicht nur respektlos, sondern menschenverachtend. Der Mann ist 73 Jahre alt und wird übelst beschimpft. Das ist keine Kritik mehr, sondern einfach nur respektlos. Er hat über 20 Jahre nicht nur sein ganzes Herzblut in diesen Verein gesteckt, sondern den WSV auch mit viel, viel Geld aus dem Privatvermögen am Leben gehalten. Das möchte ich hier betonen: Ohne Herrn Runge wäre der WSV wahrscheinlich längst kein Profiverein mehr. So einen Abgang hat ein verdienter Präsident, wie Herr Runge es war, nicht verdient. Das war eine Hetzjagd gegen den Präsidenten, die im deutschen Profifußball seinesgleichen sucht.

Woran ist er Ihrer Meinung nach letztlich gescheitert?

In diesem Verein gibt es einfach zu viele Fronten. Was kann denn ein Präsident dafür, wenn die Mannschaft nicht funktioniert? Das soll mir mal bitte einer erklären? Jeder Trainer, der von Herrn Runge eingestellt wurde, hat seine Spielerwünsche erfüllt bekommen. Mehr kann ein Präsi doch nicht machen. Er muss tatenlos zu sehen, was da auf dem Platz geschieht. Das ist nicht sein Bier. Die allergrößte Frechheit ist doch, dass die, die seinen Rücktritt verlangten, am liebsten aber sein Geld weiter behalten würden.

Wie wird es mit dem WSV weitergehen? Das ist eine gute Frage. Keine Ahnung. Ich bin wirklich gespannt, wer das Zepter jetzt übernimmt. Ich habe jedenfalls einen Entschluss gefasst.

Das heißt?

Ich habe die Leute, die noch etwas zu sagen haben, um die sofortige Auflösung meines Vertrags gebeten. Ich weiß noch nicht, was ich machen werde, aber klar ist, dass ich wohl nicht mehr für Wuppertal spiele.

Sie waren zweieinhalb Jahre beim WSV. Werden Sie nur schlechte Erinnerungen an diese Station haben?

Nein. Die Fans, die Mitarbeiter, viele Mannschaftskollegen und nicht zuletzt Friedhelm Runge werden mir immer in guter Erinnerung bleiben. Wir hatten soviel vor. Wir wollten den Verein nach oben bringen und dann so ein Ende. Das ist einfach nur traurig.